Bei der Offensive zur Rückeroberung der Stadt Sirte von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben Anhänger der neuen Einheitsregierung nach eigenen Angaben weitere Teile der Stadt eingenommen.
Allerdings erlitten sie dabei hohe Verluste. Ahmed Ruiati, Sprecher des Bündnisses «Bunjan Marsus», sagte am Mittwoch, bei den Gefechten am Vortag seien 84 Soldaten getötet und 135 weitere verletzt worden.
Seit Beginn der Offensive auf Sirte im Mai kamen demnach etwa 220 Anhänger der Einheitsregierung ums Leben. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) setzt zur Verteidigung der Stadt Scharfschützen sowie Selbstmordattentäter ein. Über Verluste der IS-Miliz gibt es keine verlässlichen Angaben. Ruiati schätzt die Zahl ihrer Gefallenen auf mehrere Hundert.
Ihm zufolge nahmen die Truppen unter anderem das Radiogebäude Sirtes sowie ein weiteres zentrales Viertel ein. Wegen der heftigen Gegenwehr der IS-Miliz war die Offensive gegen die Extremisten zuletzt ins Stocken geraten. Sirte rund 450 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis ist die wichtigste Basis des libyschen Ablegers der Terrormiliz.
Die Kräfte der neuen Einheitsregierung waren Anfang Juni mit Unterstützung von Luftwaffe und Artillerie in die Stadt vorgedrungen. Eine Eroberung von Sirte wäre ein wichtiger Erfolg für die kürzlich gebildete Regierung der Nationalen Einheit, die ihre Macht bisher nicht auf grössere Teile Libyens ausdehnen konnte. Das Militärbündnis «Bunjan Marsus» kämpft an der Seite der von der UNO unterstützten Einheitsregierung.
Vom Chaos profitiert
Für die Dschihadisten wäre der Verlust von Sirte ein harter Rückschlag. Sie hatten sich 2014 in der Heimatstadt des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi festgesetzt und die Stadt vor einem Jahr vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die IS-Miliz hatte dabei vom allgemeinen Chaos profitiert, das in Libyen seit dem Sturz Gaddafis im Herbst 2011 herrscht.
Bei der Explosion eines Waffenlagers in Garabuli westlich von Sirte kamen am Dienstag mindestens 29 Menschen ums Leben. Ein Sicherheitsvertreter der Stadt sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass zuvor «Bewaffnete das Lager einer Miliz aus Misrata gestürmt» hätten. Anschliessend sei es zu der «grossen Explosion» gekommen, deren Ursache noch unklar sei. Möglicherweise habe die Miliz Sprengfallen aufgestellt.