Die libysche Übergangsregierung hat de facto die Kontrolle über die Hauptstadt Tripolis verloren. Ministerien und Staatsgebäude seien von «bewaffneten Milizionären besetzt», die die Regierungsangestellten am Zutritt hinderten und ihre Vorgesetzten bedrohten.
Die meisten der bewaffneten Gruppen seien islamistische Milizen, erklärte Übergangsregierungschef Abdullah al-Thani am Montag. Die Übergangsregierung hatte in der vergangenen Woche beim Parlament ihren Rücktritt eingereicht.
Sie hatte indes ohnehin keine wirkliche Macht in dem Land. Ihr Sitz ist aus Sicherheitsgründen im Osten des Landes, weil sie so dem Einflussbereich von islamistischen Milizen in Tripolis entgehen wollte. Auch das Parlament sitzt 1600 Kilometer von der Hauptstadt entfernt in Tobruk.
Al-Thani erklärte zudem, die Übergangsregierung stehe in Kontakt mit ihren Vertretern in der Hauptstadt und versuche, «aus der Ferne» die Arbeit aufrecht zu erhalten.
Das Land kommt praktisch seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 nicht zur Ruhe. Islamistische Milizen liefern sich in verschiedenen Regionen immer wieder heftige Kämpfe mit Regierungstruppen sowie untereinander.