Auf vielen Internetseiten und in den sozialen Medien hängt der Himmel nicht nur zur Weihnachtszeit voller Sterne. Je mehr, desto besser. Ständig sollen wir irgendetwas liken, bewerten, teilen, weiterempfehlen und kommentieren. Dabei ist es fast egal, ob es sich um eine Zeitungsseite, einen Facebookpost oder um Produktwerbung handelt.
Auf den Webseiten dieser Welt hängt der Himmel nicht nur zur Weihnachtszeit voller Sterne. Ständig sollen wir irgendetwas liken, bewerten, teilen, weiterempfehlen und kommentieren. Je öfter, desto besser. Dabei ist es fast egal, ob es sich um eine Zeitungsseite, einen Facebook-Post oder um Produktwerbung handelt.
Kontakt mit weit entfernten Personen halten, Interessen pflegen, für die man sonst wenig Gleichgesinnte gefunden hätte, Dinge entdecken, auf die man nicht im Traum gekommen wäre: Soziale Medien bereichern unseren Alltag. Und sie haben ihre eigenen Gesetze.
Die virtuelle Umwelt will bespielt werden. Wer nicht interagiert, verschwindet schnell hinter dem Aufmerksamkeitshorizont der Community. Liken ist Silber, Teilen ist Gold.
Die Inhalte werden dabei teilweise öde: Draussen gewittert es und Anja postet einen Regenbogen. Auch Thomas postet einen Regenbogen. Anjas Regenbogen bekommt zwei Dutzend Likes. Christian kommentiert «Habe ich auch gesehen». Maria beschwert sich, dass es regnet. Muss man das wirklich gesehen haben?
Wir bilden uns keine Meinung mehr, wir bilden sie nur noch ab.
Die ideale Timeline? Eine Zusammenstellung dessen, was einen wirklich interessiert. Nur, warum klappt das so selten? Den virtuellen Nachbarn kann sich jeder selbst aussuchen, der Algorithmus ist jedoch fest in der Hand von Facebook, Google und Co. Dabei ist deren Ansatz gar nicht mal so falsch: wichtig ist, was viele interessiert.
Gewichtet wird nicht, das Angebot mit dem höchsten Aufforderungscharakter gewinnt. Mal im Vorbeigehen eine Produktbewertung abgeben? Warum nicht? Und den Regenbogen fand man ja wirklich ganz schön. Interaktion ist einfach, wird ständig eingefordert und verstärkt sich dadurch selbst.
Gut zu beobachten ist das an kontroversen Themen. Belohnt wird, was der eigenen Haltung am nächsten kommt oder was ihr am krassesten widerspricht. Differenziert wird selten, für Reflektion bleibt wenig Zeit. Oft bilden wir uns keine Meinung mehr, wir bilden sie nur noch ab.
Bei den Onlinemedien setzt bereits die Partizipationsmüdigkeit ein. Viele schränken ihre Kommentarfunktion ein. Zu gross ist der Moderationsaufwand, zu gering der Anteil an konstruktiven Beiträgen, zu hoch der Anteil von Benutzern, die sich in verbalen Rundumschlägen in die Kommentarspalten erleichtern. Dieses Verhalten hat bereits ein eigenes Genre hervorgebracht: den Hate Slam, wo gelöschte Nutzerkommentare öffentlich verlesen werden.
Partizipation ist gesellschaftlich notwendig und es gibt durchaus wertvolle Debatten im Netz. Nur – ertrinken wir in den unwichtigen?