Mehr als drei Wochen nach der Parlamentswahl in Island ist ein neuerlicher Anlauf zur Regierungsbildung gescheitert. Die Chefin der Links-Grünen gab am Mittwochabend den Abbruch der Gespräche zur Bildung einer Koalition mit der konservativen Reformpartei bekannt.
Sie sehe «keinen Spielraum für weitere Verhandlungen», sagte Katrin Jakobsdottir dem TV-Sender RUV. Auf die Frage, ob sie nun den Auftrag zur Regierungsbildung zurückgibt, sagte sie: «Darüber muss ich noch eine Nacht schlafen.»
Eine Mitte-links-Allianz, die aus den Links-Grünen und drei weiteren kleinen Parteien besteht, hatte seit Sonntag mit der Reformpartei über eine Koalition verhandelt.
Die vorgezogene Parlamentswahl am 29. Oktober hatte keine klaren Mehrheitsverhältnisse ergeben. Die bislang regierende Mitte-rechts-Koalition hatte ihre Mehrheit verloren, Ministerpräsident Sigurdur Ingi Johannsson erklärte seinen Rücktritt.
Die Parlamentswahl war vorgezogen worden, nachdem Enthüllungen der «Panama Papers» über Geschäfte in Steuerparadiesen die Politik des kleinen Landes erschüttert hatten. Der damalige isländische Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson war nach den Enthüllungen im April zurück getreten.