In Köln ist wieder Lit.Cologne-Zeit, aber das heisst diesmal nicht nur Spannung und Unterhaltung: Das Literatur-Festival solidarisiert sich mit verfolgten Autoren in der Türkei. Einer der ersten Gäste ist der regierungskritische Journalist Can Dündar.
Die Lesung mit ihm am morgigen Mittwoch sei schon länger geplant gewesen, sagte Festivalleiter Rainer Osnowski am Dienstag. «Dass sich allerdings die politischen Verfolgungen und die Willkür in der Türkei derart verschärfen würden, konnten wir nicht absehen.» Umso wichtiger sei es, deutlich dagegen Stellung zu beziehen.
Dündar, der frühere Chefredakteur der Zeitung «Cumhuriyet», muss sich in der Türkei wegen Unterstützung einer «bewaffneten Terrororganisation» vor Gericht verantworten. Am Mittwochabend nimmt er an einer Lesung unter dem Titel «Die Freiheit des Wortes ist ein universelles Recht der Menschheit» teil. Dort werden unter anderem Texte von Asli Erdogan vorgetragen. Der Schriftstellerin, die kürzlich aus der Untersuchungshaft entlassen worden war, droht lebenslange Haft. Ihr wird unter anderem Mitgliedschaft in der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vorgeworfen.
Zu den prominentesten Autoren, die diesmal in Köln zu Gast sind, zählen der britische Historiker und Hitler-Biograf Ian Kershaw, der deutsch-französische Publizist Alfred Grosser und der US-Autor Paul Auster. Insgesamt gibt es knapp 200 Veranstaltungen.
Beim letzten Mal kamen 106’000 Besucher zur Lit.Cologne, nach Veranstalterangaben ist es damit das grösste Literaturfestival Europas. Wie immer wird das Festival privatwirtschaftlich organisiert – ohne öffentliche Gelder. Seine 17. Ausgabe dauert von heute Dienstag bis zum 18. März. Erwartet werden über 100’000 Besucher.