Im zweiten Anlauf hat es für Litauen doch noch geklappt: Das Land erfüllt die Voraussetzungen, um Mitglied im Währungsclub zu werden. Ab Januar 2015 darf es den Euro einführen. Den endgültigen Entscheid fällen die EU-Finanzminister voraussichtlich im Juli.
Litauen kann ab 1. Januar kommenden Jahres als 19. Land den Euro einführen. Das baltische Land erfülle alle Beitrittskriterien, stellten die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch in ihren Beitrittsberichten fest. Sowohl die EU-Behörde wie auch die obersten Währungshüter Europas bescheinigen dem Land mit knapp drei Millionen Einwohnern, fit für den Euro zu sein.
Litauen würde den Beitritt der baltischen Staaten zur Eurozone komplettieren. Zuletzt hatte Lettland im Januar auf den Euro umgestellt. 19 von 28 EU-Ländern hätten dann die gemeinsame Währung.
Für Litauen ist es bereits der zweite Anlauf, Mitglied im Währungsclub zu werden. Ursprünglich wollte das Land bereits 2007 den Euro einführen, scheiterte aber wegen einer leicht überhöhten Inflation. Litauen muss nun seine nationale Währung Litas aufgeben. Endgültig darüber entscheiden werden die EU-Finanzminister; dies ist für die Sitzung im Juli geplant.
Lob für «umsichtige Haushaltspolitik»
EU-Währungskommissar Olli Rehn lobte den Kurs Litauens, das die Krise wirkungsvoll bekämpft habe: «Dass Litauen nun die Voraussetzungen für die Einführung des Euro erfüllt, ist das Ergebnis einer langjährigen umsichtigen Haushaltspolitik und wirtschaftlicher Reformen.»
Auch Europas Währungshüter halten Litauen fit für den Euro – trotz einiger Bedenken. Der Staat erfülle alle Maastricht-Kriterien, schreibt die EZB in ihrem in Frankfurt veröffentlichten Bericht. Litauen habe Inflation, Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung im Griff. Auch die Währung Litas bewege sich seit Jahren stabil zum Euro.
Aber Sorgen wegen hoher Inflation
Sorgen bereitet den Notenbankern aber mittelfristig der Inflationsdruck im Land. Da Preisniveau und Pro-Kopf-Einkommen in Litauen niedriger sind als im Euroraum, sei tendenziell mit einer höheren Preissteigerung zu rechnen als im Währungsraum insgesamt. Die EZB sieht die Gefahr, dass die Inflation in dem Land getrieben von Lohnerhöhungen überdurchschnittlich anziehen könnte, zumal das Land seine Währung anders als früher nicht mehr abwerten kann.
In Sachen Staatsfinanzen ist Litauen aktuell zwar ein Musterschüler. Im vergangenen Jahr blieb das Haushaltsdefizit nach den Angaben mit 2,1 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich unter der Marke von 3,0 Prozent, die der Maastricht-Vertrag erlaubt. Auch die Staatsverschuldung lag mit 39,4 Prozent des BIP weit unter den erlaubten 60 Prozent.
Dennoch müsse Litauen das Defizit weiter senken und die Konsolidierung fortsetzen. Risiken seien etwa staatseigene Unternehmen und die geringe Steuerehrlichkeit, angesichts der alternden Bevölkerung langfristig auch das Rentensystem.
Acht Aspiranten erfüllen Kriterien nicht
Litauen erfüllt nach Ansicht der EU-Kommission als einziges Land die Voraussetzungen für die Einführung des Euro. Für die acht weiteren Euro-Aspiranten Bulgarien, Tschechien, Kroatien, Ungarn, Polen, Rumänien und Schweden sieht die EU-Kommission die Kriterien dagegen nicht komplett erfüllt.
Mit Ausnahme Grossbritanniens und Dänemarks sind alle EU-Länder zur Einführung des Euro verpflichtet. Einige von ihnen treten dabei aber bewusst auf die Bremse.
Den Euro gibt es seit 1999 – er startete als Buchwährung, 2002 kam dann das Bargeld. Die Währungsgemeinschaft war in den vergangenen Jahren wegen der Schuldenkrise in Griechenland und anderen Länder in eine tiefe Krise geraten.