Liverpool siegt in der Nachspielzeit

Der FC Liverpool steht zum ersten Mal seit 2010 in einem Europa-League-Halbfinal. Dank drei Toren in der letzten halben Stunde besiegt er Borussia Dortmund im Rückspiel der Viertelfinals 4:3.

Der FC Liverpool steht zum ersten Mal seit 2010 in einem Europa-League-Halbfinal. Dank drei Toren in der letzten halben Stunde besiegt er Borussia Dortmund im Rückspiel der Viertelfinals 4:3.

Am Ende stürmte Liverpool dem vierten Tor und der Vollendung der grossen Wende entgegen. Zwei Tore innerhalb von zwölf Minuten durch Coutinho (66.) und Verteidiger Sakho (78.) sorgten für diese prickelnde Schlussphase, nachdem sich Borussia Dortmund bis in die letzte halbe Stunde hinein ein 3:1-Polster erspielt hatte. Der Belgier Divock Origi beschäftigte die Dortmunder Innenverteidiger unaufhörlich, Captain James Milner und die Brasilianer Lucas Leiva und Coutinho trieben die Mannschaft nach vorne – bis das entscheidende vierte Tor in der 92. Minute doch noch fiel: Milner flankte zur Mitte und am hinteren Pfosten köpfelte der kroatische Verteidiger Lovren Liverpool erstmals seit sechs Jahren in einen Europacup-Halbfinal ein.

Somit lebt in der Hafenstadt die Hoffnung, eine an sich schwache Saison doch noch sehr erfolgreich zu Ende zu bringen. Im Cup ist Liverpool ausgeschieden, in der Meisterschaft steckt es im Mittelfeld fest. Doch gelingt in der Europa League der Coup, holt Jürgen Klopp mit seinem neuen Team nicht nur auf Anhieb einen Titel, sondern führt es auch in die nächstjährige Champions League.

Dortmund war lange Zeit das bessere Team gewesen und schien nach Marco Reus‘ 3:1 in der 57. Minute auf dem Weg zu einem souveränen Auswärtssieg. In einer elektrisierenden Atmosphäre überragten die Deutschen vor allem in den ersten Minuten. Achtung, fertig, Tor(e), hiess es für den BVB. Nach acht Minuten führte Dortmund bereits 2:0 (Mchitarjan, Aubameyang). Doch knapp zwei Stunden später waren die Zahlen der drei Borussia-Stürmer nichts mehr wert. Das Trio hat in dieser Europacup-Saison 27 Tore erzielt – zehn mehr als etwa die Barcelona-Offensive mit Lionel Messi, Neymar und Luis Suarez. Es nützt aber die beste Offensive wenig, wenn am Ende ausgerechnet die Verteidiger des Gegners mit ihren Kopfbällen die Entscheidung herbeiführen.

Zwei Spanier in den Halbfinals

Titelverteidiger FC Sevilla hat noch immer die Möglichkeit, als erstes Team seit 40 Jahren im Europacup den Titel-Hattrick zu realisieren. Damals hatte der FC Bayern München zwischen 1974 und 1976 dreimal in Folge den Meistercup gewonnen. Gegen Athletic Bilbao musste Sevilla deutlich mehr zittern, als nach dem 2:1-Auswärtssieg in der Woche zuvor erwartet worden war. Zwei Fehler von Torhüter David Soria sorgten für die Wende und die Verlängerung. Soria ist nur die Nummer 3 bei Sevilla, kommt aber in der Europa League zum Einsatz. Und im Penaltyschiessen wurde er sogar zum Matchwinner. Seine fünf Teamkollegen trafen allesamt mit perfekten Schüssen und er hielt den vierten Penalty von Beñat.

Wie vor zwei Jahren stehen zwei spanische Teams in der Runde der letzten vier. Neben dem FC Sevilla schaffte es auch Villarreal, das beim 4:2-Auswärtssieg gegen Sparta Prag mit drei Toren vor der Pause frühzeitig für klare Verhältnisse sorgte. Das frühe und vorentscheidende 1:0 sowie das vierte Tor der Spanier schoss der Kongolese Cédric Bakambu, der in der Europa League nun schon neun Mal erfolgreich war und bereits im Heimspiel beim 2:1 die beiden Treffer für Villarreal erzielt hatte.

Für Villarreal ist es der erste Europacup-Halbfinal seit 2011. Der Vorstoss in die Halbfinals ist keine Überraschung: Das Team belegt in der Primera Division Platz 4 und hat einen Platz in der nächsten Champions League so gut wie sicher.

Telegramme:

FC Liverpool – Borussia Dortmund 4:3 (0:2).

45’000 Zuschauer. – SR Cakir (TUR). – Tore: 5. Mchitarjan 0:1. 8. Aubameyang 0:2. 48. Origi 1:2. 57. Reus 1:3. 66. Coutinho 2:3. 78. Sakho 3:3. 92. Lovren 4:3.

FC Liverpool: Mignolet; Clyne, Lovren, Sakho, Alberto Moreno; Milner, Can (80. Lucas); Lallana (62. Allen), Firmino (62. Sturridge), Coutinho; Origi.

Borussia Dortmund: Weidenfeller; Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer; Castro (82. Gündogan), Weigl; Mchitarjan, Kagawa (77. Ginter), Reus (83. Ramos); Aubameyang.

Bemerkungen: Liverpool ohne Henderson und Benteke (beide verletzt), Dortmund ohne Durm (verletzt) und Bürki (Ersatz).

FC Sevilla – Athletic Bilbao 1:2 (1:2, 0:0) n.V. – 38’567 Zuschauer. – Tore: 57. Aduriz 0:1. 59. Gameiro 1:1. 80. Garcia 1:2.

Sparta Prag – Villarreal 2:4 (0:3). – 18’201 Zuschauer. – Tore: 5. Bakambu 0:1. 43. Castillejo 0:2. 45. Lafata (Eigentor) 0:3. 49. Bakambu 0:4. 65. Dockal 1:4. 71. Krejci 2:4.

Schachtar Donezk – Sporting Braga 4:0 (2:0). – 33’617 Zuschauer. – Tore: 25. Srna (Foulpenalty) 1:0. 43. Ricardo Ferreira (Eigentor) 2:0. 50. Kowalenko 3:0. 74. Ricardo Ferreira (Eigentor) 4:0. – Bemerkung: Das Spiel fand in Lwiw statt.

Europa League. Viertelfinals. Rückspiele:

Liverpool* – Borussia Dortmund 4:3 (0:2); Hinspiel 1:1.

Sparta Prag – Villarreal* 2:4 (0:3); Hinspiel: 1:2.

FC Sevilla – Athletic Bilbao 1:2 (1:2, 0:0) n.V. – 5:3 im Penaltyschiessen; Hinspiel 2:1.

Schachtar Donezk* – Sporting Braga 4:0 (2:0); Hinspiel 2:1.

* = für die Halbfinals qualifiziert

Auslosung der Halbfinals (28. April und 5. Mai) am Freitag in Nyon.

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