Die neue Nationalratspräsidentin Maya Graf (Grüne) ist am Mittwoch in ihrer Heimat gefeiert worden. Ein Extrazug aus Bern brachte die Feiernden bei Regen und Kälte via Laufen BL und Basel nach Liestal und später in Grafs Wohnort Sissach BL.
Im Extrazug reisten neben Graf, ihrer Familie und Freunden auch Bundesrat Didier Burkhalter sowie Politiker aller Schattierungen und Ebenen mit. In der Baselbieter Kantonshauptstadt Liestal lobte der Aussenminister Grafs elegante Art zu politisieren, ihren positiven Umgang mit Menschen, ihr stetes Bemühen um konstruktive Lösungen. Sein Gastgeschenk: eine Flasche „fée verte“ (Absinth).
Grafs bisher 25 Jahre als aktive Politikerin bedeuteten gelebte Nachhaltigkeit, scherzte Burkhalter. Das Baselbieter Motto „mir wei luege“ (wir wollen sehen) passe zu ihrer Konsequenz und Offenheit: Sie könne zuhören. Die Ex-Bundeshausfraktionschefin der Grünen ist Tochter eines breit geschätzten früheren SVP-Kantonsparlamentariers. Grafs Beliebtheit zeigte auch der Aufmarsch bei garstigem Wetter.
Besonders gefällt Burkhalter, dass Graf in ihrem Präsidiumsjahr ihre Kontaktfreude speziell auch mit Parlamentsvertretenden anderer Länder einsetzen wolle, wie er weiter sagte. Graf selber betonte die Brückenfunktion der Region Basel zur Romandie. Sie gab auch dankend Lob zurück: „Politik ist immer Teamarbeit – egal wer einmal vorne steht.“
Lieber „première citoyenne“ als „höchste Schweizerin“
Erster Halt des Extrazugs auf Baselbieter Boden war in Laufen gewesen – der Bezirk Laufen hatte erst 1989 vom Kanton Bern zu Baselland gewechselt. Vor Liestal war Graf danach noch im benachbarten Stadtkanton vom baselstädtischen Regierungspräsidenten und Parteikollegen Guy Morin begrüsst worden.
Am Abend waren schliesslich Feiern in Grafs Wohnort Sissach angesetzt: der offizielle Festakt in der 6300-Seelen-Gemeinde samt Volksapéro sowie später ein Bankett. Sehr breit war am Mittwoch das Spektrum der Huldigungen: So standen Kutschenfahrten, ein Opernchor, Tänze, ein Slam-Poet, ein Büchel-Ensemble und Glockengeläut auf dem Programm.
Seit 2001 im Nationalrat, war Graf am Montag mit einem Glanzresultat zur „höchsten Schweizerin“ für ein Jahr erkoren worden – als erste Grüne überhaupt und vierte Vertreterin des Kantons Basel-Landschaft. Sie versteht sich selber indes eher als „première citoyenne“ denn als über dem Volk Stehende, wie Burkhalter lobte.
Die 50-jährige zweifache Mutter hat ein Diplom als Sozialarbeiterin und ist heute Teilzeit-Biobäuerin auf dem familieneigenen Hof am Fuss der Sissacherfluh.