Nach Berechnungen des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) geht die Lohnschere in der Schweiz immer weiter auf. Die hohen Löhne seien in den vergangenen Jahren viel stärker gestiegen als die tiefen und mittleren Einkommen.
Gut eine Woche vor dem 1. Mai stellte der SGB am Montag in Bern seinen neusten Verteilungsbericht vor. Dieser zeige, in welch «dramatischem Ausmass» in den letzten zehn bis 15 Jahren die Einkommens- und Vermögensungleichheit zugenommen habe, hielt der SGB fest.
Schuld an der sich öffnenden Lohnschere sei auch die Steuer- und Abgabepolitik. Diese sei weiterhin geprägt von Steuerentlastungen für die hohen Einkommen und Vermögen, während die Krankenkassenprämien und die Mieten die Normalverdienenden unverhältnismässig belasten würden.
Der Gewerkschaftsbund rechnet vor: Eine vierköpfige Familie mit hohem Einkommen hatte im Jahr 2010 real 15’000 Franken mehr frei verfügbares Einkommen als im Jahr 2000. Eine vierköpfige Familie mit einem tiefem Einkommen hingegen nur 1’300 Franken zusätzlich. Die alleinstehenden Normalverdiener hatten 2010 gemäss SGB sogar weniger Geld zum Leben als zehn Jahre zuvor.
Ein Mittel gegen die Lohnschere sieht der Gewerkschaftsbund in seiner Mindestlohn-Initiative. Zudem soll es wieder vermehrt klassische Lohnsysteme mit generellen Lohnerhöhungen geben – dies statt einer individualisierten Lohnpolitik. Längerfristig will der SGB für einkommensabhängige Prämien bei den Krankenkassen kämpfen.