Die Lohnschere bei den 41 grössten börsenkotierten Unternehmen der Schweiz hat sich letztes Jahr weiter geöffnet, wie eine Studie der Unia zeigt. Um gegen diese Entwicklung anzukämpfen, lancierte die Gewerkschaft am Montag ihre Abstimmungskampagne zur 1:12-Initiative.
Die Initiative der JUSO, über die voraussichtlich am 24. November abgestimmt wird, verlangt, dass in einem Unternehmen der höchste Lohn das Zwölffache des tiefsten nicht überschreiten darf.
Für die Vorstellung der Kampagne hatte sich die Unia direkt vor den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse postiert. Mit einem Riesen-Gipfel – zwölf Mal so gross wie ein normales Gipfeli – machte Roman Burger, Geschäftsleiter Unia Region Zürich-Schaffhausen, deutlich: «Davon sollte man satt werden.»
Kein Argument für so hohe Löhne
1:12 sei mehr als genug und das sei auch das, was das Volk empfinde, sagte er. Überrissene Löhne in den Chefetagen hätten nichts mit Leistung zu tun und seien mit keinem Argument zu rechtfertigten. Das Ja zur Abzocker-Initiative im März sei ein deutliches Zeichen gewesen, sagte Vania Alleva, Co-Präsidentin der Unia.
Die wachsende Ungleichheit sei nicht nur unfair und wirtschaftlich problematisch, sie gefährde auch den sozialen Frieden und Zusammenhalt. Abzockerlöhne und Millionenboni sind laut Alleva «höchst unschweizerisch». Für die Gewerkschaft ist die 1:12 Initiative ein einfaches und vernünftiges Instrument, um mehr Verteilungsgerechtigkeit zu schaffen.
Lohnschere klafft immer weiter
Nach einer aktuellen Studie der Unia, die die Löhne der 41 grössten börsenkotierten Unternehmen der Schweiz unter die Lupe genommen hat, hat sich die Lohnschere in den grössten Schweizer Konzernen 2012 weiter geöffnet und zwar von 1:120 im Vorjahr auf 1:135. Bis 1986 betrug die Lohnschere noch 1:6.
Grund dafür sind laut Beat Baumann, Unia-Ökonom und Autor der Studie, die Löhne der Topmanager, die um 13,5 Prozent gestiegen sind. Die Tieflöhne bei denselben Firmen verzeichneten dagegen nur ein minimales Plus von 0,7 Prozent.
Gerechtere Verteilung
Mit der 1:12 Initiative werde auch eine wichtige Grundlage für die gerechtere Verteilung der Lohnsumme gelegt, wie dies die Mindestlohn-Initiative fordert. Statt Saläre in Millionenhöhe für wenige, brauche es mindestens 4000 Franken pro Monat für alle. Zurzeit verdienen rund 440’000 Personen weniger als 4000 Franken pro Monat.
Die Unia ist überzeugt, dass der Wirtschaftsstandort Schweiz auch mit 1:12 äusserst attraktiv bleibt und eine Annahme der Initiative keine negativen Auswirkungen auf die Sozialversicherungen hat. Die Summe der Versicherungsbeiträge bleibe die gleiche, setze sich eben nur anders zusammen.