Als Konsequenz aus dem Brexit-Votum rechnet die britische Regierung für das kommende Jahr mit einem deutlich geringeren Wirtschaftswachstum als bisher.
Er gehe nur noch von einem Wachstum von 1,4 Prozent aus, sagte Finanzminister Philip Hammond am Mittwoch bei der Vorstellung des Nachtragshaushalts im Parlament. Noch im März und damit drei Monate vor dem Volksentscheid für einen Ausstieg Grossbritanniens aus der EU hatten die Schätzungen bei 2,2 Prozent gelegen.
Für dieses Jahr geht die Regierung von einem Wachstum von 2,1 Prozent aus, das ist 0,1 Prozentpunkt mehr als bei den Schätzungen im März. 2018 dürfte die Wirtschaft demnach ebenfalls weniger wachsen als angenommen, und zwar um 1,7 Prozent. Erst in den beiden Jahren danach dürfte das Wachstum wieder bei 2,1 Prozent liegen.
Abkehr vom strikten Sparen
Das Finanzministerium hatte vor der Vorstellung des Nachtragshaushalts eine Abkehr von der strikten Sparpolitik von Hammonds Vorgänger George Osborne angekündigt. Demnach will der neue Finanzminister ab April den Mindestlohns von 7,20 Pfund auf 7,50 Pfund anheben, um die Auswirkungen des Brexit für Geringverdiener abzufedern.
Zudem will der Schatzkanzler ein rund 1,6 Milliarden schweres Programm auflegen, das den Bau von 40.000 erschwinglichen Wohnungen fördern soll. Ausserdem sollten Abgaben, die beim Immobilienerwerb fällig werden, gesenkt werden.
Mit den Massnahmen will der Finanzminister vor allem die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen entlasten. Sie hatten bei dem Brexit-Referendum im Juni mit deutlicher Mehrheit für ein Ausscheiden Grossbritanniens aus der EU gestimmt, dürften aber auch besonders unter den konjunkturellen Folgen zu leiden haben.
Bereits am Sonntag hatte Hammonds Ministerium höhere Investitionen in die Infrastruktur angekündigt. Premierminister Theresa May, die nach dem Votum vom 23. Juni den konservativen Regierungschef David Cameron abgelöst hatte, kündigte am Montag ausserdem an, in den kommenden Jahren die Forschung und Entwicklung stärker zu fördern.