Der Basler Feinchemiekonzern Lonza streicht an seinem grössten Standort Visp im Wallis 400 der rund 2700 Stellen. Zudem fallen weltweit 100 Arbeitsplätze in der Verwaltung weg. Ist dieses Sparprogramm durchgeführt, nimmt Lonza alle Standorte unter die Lupe.
Einigen Angestellten, deren Stellen in Visp wegfallen, sollen intern neue Positionen angeboten werden, teilte Lonza am Mittwoch mit. Lonza-Sprecher Dominik Werner sagte, er erwarte, dass 50 bis 100 interne Versetzungen möglich sein sollten.
Auch die natürlichen Abgänge, Frühpensionierungen und der Abbau von temporären Stellen sollen die Zahl der Entlassungen vermindern. Wie in der Schweiz vorgeschrieben, besteht ein Sozialplan. Konsultationen mit den Gewerkschaften sind für die nächsten Wochen geplant. Endergebnisse erwartet Lonza im November.
Visp zu wenig profitabel
Der Stellenabbau in Visp zieht sich über zwei Jahre hin. Als Grund für die Massnahme nennt Lonza die mangelnde Profitabilität. Das Sparprogramm „VispChallenge“ soll die Produktivität bis 2015 um 100 Mio. Fr. verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit wieder vollständig herstellen.
Die Produktionsstätte in Visp leidet gemäss Lonza-Analyse trotz guter Auslastung zum einen an der anhaltenden Frankenstärke. Hinzu kommen kostengünstige Konkurrenz, ein nicht optimaler Produktemix, hohe Öl- und andere Energiekosten sowie der an und für sich komplexe Standort.
Im Anschluss an das Programm für Visp nimmt Lonza die weltweite Produktion unter die Lupe und wird ähnliche Verbesserungsprogramme an anderen Standorten einführen.
Von den 100 Stellen, die in der Verwaltung wegfallen, sind etwa ein Drittel in der Schweiz, wie Werner sagte. Der Grossteil davon ist am Hauptsitz in Basel.
Arbeitszeit verlängert
Lonza hatte im Herbst 2011 wegen des starken Frankens die wöchentliche Arbeitszeit um 1,5 Stunden auf 42,5 Stunden erhöht. Die Verlängerung gilt für Beschäftigte im Einzelvertrag bis Ende 2012, für Angestellte im Kollektivvertrag bis Ende Februar 2013. Sie sollte alle vier Monate mit den Sozialpartnern überprüft werden.
Während der Dauer der Vereinbarung sicherte Lonza zu, keine Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen auszusprechen. Zudem sollte der Anteil der Temporärangestellten an der Belegschaft 15 Prozent nicht überschreiten. Im Communiqué gab Lonza an, sich an diese Vereinbarungen zu halten.
Der Personalverband Angestellte Schweiz hielt dazu fest, die Beschäftigten hätten der Arbeitszeitverlängerung in der Hoffnung zugestimmt, ihre Stellen behalten zu können. Eine Massenentlassung in der Geltungsdauer der Arbeitszeitverlängerung müsse vor den Kopf stossen. Das Management habe seine Hausaufgaben nicht gemacht.
Lonza auf Kurs
Zum dritten Quartal und den ersten neun Monaten teilte Lonza mit, das Geschäftsergebnis entspreche trotz schwieriger Marktumstände den Erwartungen. Alle Sektoren seien ausgelastet gewesen. Die Jahresziele 2012 sollten erreicht werden. Lonza will den Betriebsgewinn (Ebit) gegenüber 2011 um 10 bis 15 Prozent steigern.