Der Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer Lonza hat im ersten Halbjahr mehr Umsatz, aber weniger Gewinn gemacht. Um die Auswirkungen der Frankenstärke zu lindern, will der Konzern in seinem Werk in Visp VS rund 90 Stellen abbauen.
Der Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer Lonza hat im ersten Halbjahr mehr Umsatz, aber weniger Gewinn gemacht. Um die Auswirkungen der Frankenstärke zu lindern, will der Konzern in seinem Werk in Visp VS rund 90 Stellen abbauen. Die Stellenreduktion in Visp soll in den nächsten Jahren über Einstellungsstopps in einzelnen Bereichen sowie die natürliche Fluktuation erfolgen, sagte Konzernchef Richard Ridinger vor den Medien in Basel.
Lonza hatte schon nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Januar Massnahmen für das Werk Visp angekündigt, ohne diese aber zu präzisieren. Wegen der in Franken anfallenden Fixkosten sei am Walliser Standort die Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr, hielt der Konzern am Mittwoch fest.
Daher sollen die vor drei Jahren als Reaktion auf die Frankenaufwertung von 2010 eingeleiteten Massnahmen fortgeführt werden, wie Ridinger sagte. Geplant sind weitere Automatisierungen oder Kapazitäts- und Portfolioanpassungen. Die Massnahmen sollen im Laufe der Zeit zur Stellenreduktion führen.
Zum Stellenabbau in Visp hat am Mittwoch bereits die Walliser Regierung Stellung genommen. In einem Communiqué bedauerte sie den Entscheid. Sie nehme zur Kenntnis, dass der Abbau in den nächsten drei Jahren sukzessive und ohne Entlassungen erfolgen solle. Nötig seien nun ihre schon im Juni angekündigten Massnahmen zur Stärkung des Industriestandorts.
Mehr Umsatz trotz Frankenstärke
Trotz des angekündigten Stellenabbaus sieht sich Lonza alles in allem weniger exponiert als früher. Der Konzern sei heute globaler aufgestellt, was die Wechselkurseffekte begrenze: Trotz der Frankenstärke hat Lonza seinen Halbjahresumsatz um 5,8 Prozent auf 1,9 Milliarden Franken gesteigert. Der Betriebsgewinn (EBITDA) stieg um 3,6 Prozent auf 375 Millionen, der Reingewinn sank allerdings um 20,7 Prozent auf 111 Millionen Franken.
Das Ergebnis sei von beiden Geschäftssegmenten getragen, sagte Ridinger. Das Segment Feinchemikalien (Specialty Ingredients) erhöhte seinen Umsatz um 2,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Franken. Im kleineren, aber margenträchtigeren Segment Pharma&Biotech legte der Umsatz um 11,9 Prozent auf 754 Millionen Franken zu.
Auf den Reingewinn drückten Restrukturierungskosten von 45 Millionen Franken, die durch eine Teilverlegung von Aktivitäten aus Tschechien nach Visp verursacht wurden. Laut Ridinger geht es dabei um eine Portfoliooptimierung am tschechischen Standort, derweil die mikrobielle Fertigung weiter in Visp konsolidiert wird. Lonza überprüfe fortlaufend Portfolio und Anlagen.
Sorge wegen Industriestandort
Im Weiteren äusserte der Lonza-Chef eine «gewisse Besorgnis», dass für den Industriestandort Schweiz, mit dem starken Franken ohnehin herausgefordert, immer mehr Hürden aufgebaut würden. Er verwies dabei auf die Masseneinwanderungsdebatte, die Energiestrategie 2050 oder die jüngste Diskussion rund um Chemietransporte.
Lonza habe in den letzten Jahren seine Aktivitäten weltweit besser ausbalanciert, was die Abhängigkeit von der Schweiz reduzierte. Der Hauptsitz sei aber immer noch in Basel und ein Standort in Visp. Er appelliere daher, den Pragmatismus, der die Schweiz stark gemacht habe, nicht zu verlassen: Soll der Industriestandort nicht weiter benachteiligt werden, brauche es gute Lösungen, sagte Ridinger.
Für das gesamte Jahr hat Lonza seine Ausblick bestätigt. Erwartet wird neben einem Umsatzwachstum eine Zunahme des Betriebsgewinns (Core EBIT) von mindestens 5 Prozent bei konstanten Wechselkursen.