Der Basler Pharmazulieferer Lonza hat Konzernchef Stefan Borgas entlassen. Ad interim springt Verwaltungsratspräsident Rolf Soiron als CEO ein. Borgas habe Erwartungen geschürt, die Zahlen aber nicht geliefert, sagte Soiron am Mittwoch an der Bilanzmedienkonferenz.
Noch Ende Oktober hatte Borgas für das Gesamtjahr 2011 Wachstum bei Umsatz und Betriebsgewinn in Aussicht gestellt. Doch ein Umsatzplus erreichte Lonza nur knapp mit der Akquisition der amerikanischen Schädlingsbekämpfungsfirma Arch Chemicals: um 0,4 Prozent auf 2,69 Mrd. Fr. insgesamt – von Arch wurden 2011 zwei Monate eingerechnet.
Der Lonza-Gewinn sackte jedoch ab, der Reingewinn um 45,8 Prozent auf 154 Mio. Franken. Das haben Aktionäre nicht gern, zumal auch der Aktienkurs erodierte. Soiron gab dem künftigen CEO – der ohne Termin intern und extern gesucht werde – den Tarif durch mit den Vorgaben „Focus & Deliver“ (Konzentration und Rendite).
Kein Kurswechsel
Jetzt müssten die hohen Investitionen Früchte tragen, führte Soiron aus, und realistische Erwartungen geschürt werden. Er verdankte zwar Borgas‘ Verdienste, erlaubte sich aber einen Verweis auf das Sprichwort „liefern statt lafern“. Der Verwaltungsrat habe Borgas‘ Ziele mitgetragen; dieser habe sie jedoch formuliert.
Der Verwaltungsrat sei quasi der Coach an der Seitenlinie, der je nach Spielverlauf Schlüsselspieler austauschen müsse, sagte Soiron. Der CEO habe durchaus eine „zweite Chance“ gehabt, betrachte man Verlautbarungen und Ergebnisse der letzten Jahre. Korrekturen an Borgas‘ Sach-Entscheiden wurden nun aber keine erkennbar.
Das Werk Visp mit seinen hohen Kosten auf höhermargige Produkte umstellen war schon Plan des bisherigen CEO. Er hatte zur Rettung von Stellen dort unter anderem längere Arbeitszeiten ausgehandelt. Soiron versprach nun, Massenentlassungen seien keine geplant, gezielte Korrekturen aber möglich – auch kleinere Desinvestitionen. Ende Jahr beschäftigte Lonza 11’001 (2010: 8280) Personen.
Harter Franken als Hypothek
Das Umfeld bleibe herausfordernd, sagten Soiron und Finanzchef Toralf Haag unisono. Heikel blieben Materialkosten, Zulassungsfragen oder die Schuldenkrise; zudem sei nicht bald mit besseren Wechselkursen zu rechnen. Der starke Franken habe Lonza 84 Mio. Fr. gekostet; der operative Betriebsgewinn (EBIT) sank so um 30 Prozent auf 261 Mio. Franken.
Negative Währungseffekte weggerechnet wäre der Umsatz 13,5 Prozent besser ausgefallen. Dank Arch kann Lonza laut Soiron zyklische Schwankungen der Pharmabranche besser abfedern. Das neue Werk in Singapur sei gut angelaufen und werde jetzt Profite liefern. Die Aussichten seien gut.