Louisiana 2000

In Louisiana ist es nicht immer leicht, Traum und Wirklichkeit auseinanderzuhalten.

In Louisiana ist es nicht immer leicht, Traum und Wirklichkeit auseinanderzuhalten.

Voodoo, das French Quarter von New Orelans, die Mangrovenwälder mit ihren eigenbrötlerischen Hinterwäldlern – Louisiana lädt dazu ein, sich allerlei Fantasien hinzugeben. Dabei kann es leicht geschehen, dass man in eine Welt eintritt, die es so gar nicht gibt, und dass man Dinge sieht, die gar nicht da sind. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist der Krimiautor James Lee Burke. Davon konnten wir uns überzeugen, als wir im Frühjahr 2000 auf den Spuren von Dave Robicheaux in Louisiana unterwegs waren.

Robicheaux‘ Welt

Dave Robicheaux, die Hauptfigur zahlreicher Romane von James Lee Burke, ist ein Vietnamveteran, der als Detective für den Sheriff von Iberia Parish arbeitet und nebenbei am Bayou Teche noch einen Laden für Fischereibedarf besitzt. In Robicheaux‘ Welt gibt es diverse Gestalten, denen man besser aus dem Weg geht, billige Bars, in denen Aussenstehende nichts zu suchen haben, brutale Gewalt, Mord und Totschlag. Dies alles vor der bezaubernden Kulisse von Bayou Teche.

New Iberia, der Hauptort von Iberia Parish, erwies sich bei unserem Besuch als hübsch, wenn auch als ziemlich verschlafen. Nicht, dass wir darüber unglücklich gewesen wären. Die dunkle Seite von Robicheaux‘ Welt macht sich zwar gut in einem Krimi, in den Ferien möchte man sie aber nicht wirklich erleben. Nein, es reichte uns im Grunde, auf derselben Hauptstrasse wie Robicheaux durch New Iberia zu fahren oder vor Victor’s Cafeteria zu stehen, in der Robicheaux zu essen pflegt.

Zwei der Dave-Robicheaux-Romane wurden auch verfilmt: «Heavean’s Prisoners» unter dem Titel «Mississippi Delta» (1996) mit Alec Baldwin und «In the Electric Mist» (2009) mit Tommy Lee Jones.

Crawfish in New Iberia

Aus New Iberia haben wir im Übrigen neben einem Stapel Bücher von James Lee Burke eine Reihe schöner Erinnerungen mit nach Hause genommen, etwa an ein kleines Motel unter alten Bäumen am Bayou oder an ein exzellentes Crawfish-Essen, bei dem man an langen Tischen sass und alle bester Laune waren, obwohl das Lokal bestenfalls den Charme eines Trockenraums hatte.

Ein weiterer Grund, nach Louisiana zu reisen, waren für uns die Mangrovenwälder, the Swamp. Gab es diese urtümlichen Labyrinthe aus Wasser, Schilf und Bäumen, wie sie so unterschiedliche Filme wie «Down by law» oder «No Mercy» («Gnadenlos») mit Richard Gere und Kim Basinger auf die Kinoleinwand gezaubert hatten, überhaupt? Wir mussten ein bisschen suchen, bis wir Anbieter von Exkursionen in den Swamp fanden – doch was wir dann zu sehen bekamen, entsprach unseren Erwartungen und war einfach phantastisch. Allerdings tat man gut daran, etwas gegen die Mosquitos einzureiben…

Ebenso eindrücklich wie die Exkursionen in die Sümpfe war eine Fahrt mit dem Auto zur Grand Isle im Golf von Mexiko. Unglaublich, wie flach und verletzlich die Landschaft plötzlich wurde. Die exponierte Insel wurde wiederholt von Hurrikanen getroffen, so auch 2005 von Katrina. Und leider bekam Grand Isle auch von der 2010 durch die Deepwater-Horizon-Katastrophe ausgelösten Ölpest einiges ab.

Das Privileg des Touristen

Als eines der wenigen Souvenirs haben wir während unserer Louisiana-Reise eine billige Phantasie-Krabbe aus rotem Plastik gekauft. Sehr authentisch ist das Ding zugegebenermassen nicht. Aber es ist das Privileg des Touristen, zur Erinnerung an eine schöne Zeit irgendwelche Staubfänger nach Hause mitzubringen, mögen sie der reinste Kitsch sein. Weshalb sollte das bei einer Louisiana-Reise anders sein?

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