Nach dem Regen folgt die Sonne. So wie sich das Wetter in Le Mans vom Freitag zum Samstag bessert, steigert sich auch Tom Lüthi. Der Berner startet am Sonntag von der Pole-Position zum Moto2-Rennen.
Der Schulterklopfer von Valentino Rossi nach dem Ende der offiziellen Medienkonferenz mit den MotoGP-Stars der ersten Startreihe in Le Mans sowie den Qualifying-Ersten der Moto2- und Moto3-Klasse war hoch verdient. Adressat der netten Geste des neunfachen Weltmeisters aus Italien war Tom Lüthi, der sich 90 Minuten zuvor seine erste Pole-Position seit Ende Oktober 2016 gesichert hatte.
So sehr er sich über Rossis Aufmerksamkeit auch freute, war sich Lüthi gleichzeitig auch bewusst, dass «ich hier noch gar nichts gewonnen habe. Das Rennen ist am Sonntag, und da muss ich wiederum eine Top-Leistung zeigen.» Doch der 30-jährige Emmentaler, der zuletzt in Jerez nur Achter geworden war und sich auch am ersten Trainingstag in Le Mans als 17. doch etwas besorgt gezeigt hatte, darf nach seiner Gala-Vorstellung im Qualifying gelassen nach vorne blicken.
Sturz ohne Folgen
Dabei liess sich Lüthi auch von einem Sturz nicht beirren: «Zum Glück wars nur ein kleiner Ausrutscher. Da waren wohl schon ein paar Regentropfen auf der Strecke.» Doch der (leichte) Regen hörte umgehend wieder auf, und die Zeitenjagd ging weiter. Er habe danach ein «super Motorrad» zurückerhalten, lobte der 125er-Weltmeister von 2005 seine Mechaniker-Crew. «Wir nahmen die richtigen Änderungen vor, denn ich hatte sofort wieder ein gutes Gefühl und konnte voll pushen.»
Auf dem Weg zu seiner zwölften Pole-Position seit seinem GP-Debüt im Sommer 2002 gelang Lüthi auf dem neu asphaltierten Rundkurs im Nordwesten Frankreichs auch eine deutliche Verbesserung des Streckenrekords in der mittleren WM-Kategorie. Der 14-fache GP-Sieger war fast um drei Zehntel schneller als vor Jahresfrist, als er in Le Mans ebenfalls die Pole-Position inne gehabt hatte. Reichte es ihm damals im Rennen zum 3. Rang, so strebt Lüthi heuer beim 15. Start in Le Mans den fünften Sieg an. Auch wenn er nicht genau wisse weshalb, «so war das oft eine schöne Geschichte mit Le Mans und mir».
Knappe Abstände
Lüthis Hauptkonkurrenten kommen wohl aus Italien und fahren ebenfalls ein Kalex-Motorrad. Im Qualifying hielt er Francesco Bagnaia, zuletzt Zweiter in Jerez, nur um 26 Tausendstel auf Distanz. Auch der in Andalusien gestürzte WM-Leader Franco Morbidelli verlor als Drittschnellster nur einen Zehntel auf seinen ersten Verfolger im Gesamtklassement. In diesem führt der Römer nach vier von 18 Rennen mit elf Punkten Vorsprung vor Lüthi (75:64).
Für Dominique Aegerter resultierte in Le Mans mit ebenfalls nur rund drei Zehnteln Rückstand auf Lüthi die fünfte Startposition. Besser war der Suter-Fahrer aus dem Oberaargau dieses Jahr im Training erst einmal, zuletzt als Dritter in Jerez. Doch im Rennen klassierte er sich danach nur im 7. Rang. «Wie in Jerez haben das Team und ich auch hier am Freitag und Samstag gezeigt, dass wir Top-fünf-Niveau haben. Nun gilt es dies aber auch am Renntag zu beweisen», so Aegerters Anspruch, dem er heuer erst in Austin (als Fünfter) gerecht werden konnte.
Raffin: «Brauche wohl Tipps von Tom»
Deutlich weniger gut lief es in Le Mans bislang Jesko Raffin. Der 20-jährige Zürcher kam der Spitze in keinem Training näher als 1,2 Sekunden. Fürs Rennen musste er sich mit fast eineinhalb Sekunden Rückstand auf Lüthi mit Startposition 25 begnügen. «Ich muss wohl bei Tom (Lüthi, seinem Teamkollegen – Red.) vor dem Rennen noch ein paar Tipps holen», so Raffin.