Bei einem Luftangriff der arabischen Koalition ist am Freitag die historische Altstadt von Jemens Hauptstadt Sanaa getroffen worden. Fünf Menschen seien getötet worden, berichteten Ärzte und Augenzeugen. Zudem seien drei Häuser zerstört worden.
Laut Anwohnern war es der erste direkte Treffer auf das vor dem elften Jahrhundert errichtete Viertel, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova verurteilte den Luftangriff auf «eines der ältesten Juwelen» der islamischen Kultur.
Die Zerstörung werde die humanitäre Lage weiter verschlimmern, erklärte sie in Paris und sagte: «Ich wiederhole meinen Appell an alle Parteien, das Kulturerbe im Jemen zu respektieren und zu schützen.»
Ein in der Morgendämmerung eingeschlagenes Geschoss explodierte nicht, zerstörte aber drei Häuser im Viertel Kassimi, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Welches Ziel die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition treffen wollte, war unklar. Anwohner machten widersprüchliche Angaben darüber, ob Rebellen eines der Häuser besetzt hatten.
Dementi von Saudi-Arabien
Die von Saudi-Arabien angeführte arabische Koalition bestritt unterdessen, am Freitag einen Luftangriff auf das historische Zentrum von Sanaa geflogen zu haben. «Wir wissen, dass diese Stätten sehr wichtig sind», sagte der Sprecher der Koalition, General Ahmed al-Assiri, der Nachrichtenagentur AFP. Und weiter: «Wir haben mit Sicherheit innerhalb der Stadt keine Operation gestartet.»
Die UNESCO hat die Altstadt von Sanaa 1986 auf ihre Welterbeliste genommen. Sie liegt 2200 Meter hoch in einem Bergtal und war eines der grössten Zentren für die Ausbreitung des Islams. Sie umfasst mehr als 6000 meist mehrgeschossige Häuser, die vor dem elften Jahrhundert errichtet wurden.
Im Jemen liefern sich schiitische Huthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Armeeeinheiten seit Wochen heftige Kämpfe mit den Truppen und Milizen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi, der nach Saudi-Arabien geflohen ist.
Ende März startete die arabische Allianz Luftangriffe gegen die Huthi-Kämpfer. Seit dem Beginn der Kämpfe Mitte März wurden fast 2000 Menschen getötet und tausende weitere verletzt. Am Sonntag wollen die Konfliktparteien in Genf Gespräche führen.