Luftfrachtspediteure müssen wegen Kartell Millionenbussen bezahlen

Die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) brummt den Logistikunternehmen Panalpina und Kühne + Nagel Millionenbussen auf. Sie waren Teil eines internationalen Kartells, das Preise bei der Luftfrachtspedition abgesprochen hatte.

Ein Frachtflugzeug von Kühne und Nagel (Bild: sda)

Die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) brummt den Logistikunternehmen Panalpina und Kühne + Nagel Millionenbussen auf. Sie waren Teil eines internationalen Kartells, das Preise bei der Luftfrachtspedition abgesprochen hatte.

Insgesamt bestrafen die Wettbewerbshüter vier Firmen. Nebst Panalpina mit rund 3,1 Mio. Fr. und Kühne + Nagel mit 1,2 Mio. werden auch der Luftfrachtspediteur Agility Logistics sowie die Deutsche-Bahn-Tochter Schenker mit Bussen in der Höhe von 900’000 respektive 1 Mio. Fr. behaftet. Insgesamt wurden Strafzahlungen von 6,2 Mio. Franken ausgesprochen, wie es in einer Mitteilung der Weko heisst.

Die Firmen haben sich im Zeitraum zwischen 2003 und 2007 nachweislich bei bestimmten Gebühren und Zuschlägen im Bereich der internationalen Luftfrachtspedition abgesprochen und koordiniert. Solche horizontale Preisabreden, also Absprachen unter Konkurrenten, stellten schwere Verstösse gegen das Kartellgesetz dar, teilte die Weko weiter mit.

Die zahlreichen Untersuchungen und Razzien bei den fehlbaren Firmen brachten einige Verschleierungstaktiken der Kartellisten zu Tage. So deckten die Behörden Codenamen und getarnte E-Mail-Konten auf. Unter anderem verwendeten die Firmen Gemüsenamen wie Spargel oder Mini-Zucchini, um Aktionen zu tarnen. Auch tagten die Kartellisten für ihre Absprachen an „Frühstückstreffen“ in Hongkong.

Straffrei geht die Deutsche Post DHL aus. Das Unternehmen, welches ebenfalls Teil des Kartells war, löste das Verfahren durch Selbstanzeige aus. Firmen, die sich selber anzeigen, profitieren von einem reduzierten oder – wie in diesem Fall – vollständigen Sanktionserlass.

Strafen in EU und USA

Die Schweizer Wettbewerbshüter folgen in ihrem Entscheid auf die EU-Wettbewerbskommission sowie das US-Departement of Justice (DoJ). Die EU-Kommission hatte im März 2012 für Kühne + Nagel eine Busse über 53,7 Mio. Euro und für Panalpina von 46,5 Mio. Euro ausgesprochen. In den USA zahlten die Unternehmen 9,8 Mio. respektive 12 Mio. Dollar Strafe.

Alles in Allem kosten die Preisabsprachen Kühne + Nagel aus Schindellegi SZ rund 75 Mio. Franken. Panalpina mit Hauptsitz in Basel muss für ihre Verstösse rund 70 Mio. Franken hinblättern.

Die Höhe der von der Weko ausgesprochenen Bussen sei auf Basis des Umsatzes der entsprechenden Firma in der Schweiz angesetzt worden, sagte Vincent Martenet, der Präsident der Weko, auf Anfrage. Diese fallen im Vergleich zum ungleich grösseren EU-Markt entsprechend kleiner aus. Panalpina zahlt in der Schweiz mehr, weil der Konzern gemessen an den relativen Umsätzen im Segment Luftfracht grösser ist, als Kühne + Nagel.

Höhe der Busse erwartet

Für den Basler Logistiker Panalpina kommt der Entscheid der Schweizer Wettbewerbshüter nicht überraschend. „Wir haben die Höhe der Busse erwartet und dementsprechend Rückstellungen getätigt“, sagte Firmensprecher Rainer Weihofen. Diese seien komplett wirksam im Geschäftsjahr 2012.

Kühne + Nagel werde die Strafe wohl akzeptieren, warte aber noch die Begründung ab, hiess es am Dienstag beim Logistikunternehmen. Die Höhe der Busse empfindet der Konzern als „relativ hart“. Das Geld hat Kühne + Nagel allerdings schon beisammen: Rückstellungen seien ausreichend vorhanden.

Noch hängig ist die Kartellstrafe der EU. Kühne + Nagel und Panalpina haben gegen den Entscheid beim Europäischen Gerichtshof Rekurs eingelegt. Die EU-Kommission habe den Sachverhalt und die Beteiligung von Kühne + Nagel nicht zutreffend erfasst, liess das Unternehmen im März verlauten und hält weiter daran fest.

Panalpina seinerseits will für eine tiefere Strafzahlung kämpfen, weil das Unternehmen die Preisabsprachen nur „exrem selten“ und in einem Fall gar nie umgesetzt habe.

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