Die Lufthansa will den Angehörigen der Opfer des Germanwings-Absturzes solange helfen, wie es nötig ist. Das kündigte Unternehmenschef Carsten Spohr bei einem erneuten Besuch mit Germanwings-Chef Thomas Winkelmann an der Unglücksstelle in den französischen Alpen an.
Zu den neuen Details über die Erkrankung des Copiloten äusserte sich Spohr nicht. Der Konzernchef dankte allen Einsatzkräften, Helfern und Anwohnern vor Ort. In Le Vernet nahe der Unglücksstelle versprach er: «Wir helfen nicht nur diese Woche. Wir möchten solange helfen, wie Hilfe benötigt wird.»
Mit Blick auf die Hilfe vor zeigte sich Spohr «tief beeindruckt von der Professionalität, der Energie, dem Mitgefühl und der Sympathie». Auch Helfern und Anwohnern sagte er Hilfe der Lufthansa zu, die Folgen des Absturzes in der vergangenen Woche zu bewältigen.
Die gute Zusammenarbeit mit den französischen Verantwortlichen sei eine grosse Hilfe für Lufthansa und das Tochterunternehmen Germanwings.
Auf Fragen gingen Spohr und Winkelmann nicht ein. Anschliessend fuhren sie ab. Sie sollten nach Lufthansa-Angaben später in Marseille noch mit Angehörigen von Opfern zusammenkommen.
Lufthansa wusste von Depression
Der Airbus war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf an einer Felswand in den französischen Alpen zerschellt. 150 Menschen starben. Der 27 Jahre alte Copilot wird verdächtigt, seinen Kollegen aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit Absicht in die Katastrophe gesteuert zu haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler war er vor Jahren suizidgefährdet. Für den Unglückstag war er krankgeschrieben.
Am Vorabend hatte die Lufthansa mitgeteilt, dass der Copilot die Lufthansa schon während seiner Ausbildung über eine «abgeklungene schwere depressive Episode» informiert hatte. In einer E-Mail habe der damalige Flugschüler 2009 die Verkehrsfliegerschule in Bremen unterrichtet.
«Die Unterlagen wurden erneut durchgesehen, inklusive der E-Mails», erläuterte eine Lufthansa-Sprecherin in Frankfurt am Main. Bereits bekannt war, dass der Copilot des Germanwings-Flugs 4U9525 in seiner Ausbildung in der Verkehrsfliegerschule eine Unterbrechung von mehreren Monaten gehabt hatte.
Gottesdienst in Haltern
Gut eine Woche nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich versammelten sich in der westfälischen Stadt Haltern Angehörige der Opfer und Trauernde zu einem ökumenischen Gottesdienst.
Die Pfarrer der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Halterner Bürgermeister Bodo Klimpel hatten in die St.-Sixtus-Kirche eingeladen. Unter den Opfern der Tragödie sind 16 Schüler und 2 Lehrerinnen eines Halterner Gymnasiums.
Medienberichte über Handy-Video
Das französische Magazin «Paris Match» und die deutsche Boulevardzeitung «Bild» berichteten von einem Video, das die letzten Sekunden an Bord der Maschine dokumentieren soll. Das Speichermedium mit dem Video sei am Unglücksort gefunden worden.
Die Szenerie sei «chaotisch und völlig verwackelt», auch seien keine Personen identifizierbar. Es seien Schreie zu hören und in mehreren Sprachen der Ausruf «Mein Gott».
Der französische Ermittler Brice Robin erklärte dazu, keines der am Absturzort von Polizisten sichergestellten Mobiltelefone sei bisher zur Auswertung verschickt worden. Alle würden in Seynes-les-Alpes verwahrt, sagte Robin zu Reuters. Er habe keine Kenntnis, ob andere Personen Mobiltelefone an der Absturzstelle aufgelesen hätten.
Dort wurden weiter persönliche Gegenstände der Toten gesichert. Die Bergung der Opfer wurde nach Angaben der Gendarmerie am Dienstag abgeschlossen. Ausserdem ging die Suche nach dem Flugdatenschreiber weiter.