Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hat die Lufthansa bereits im Jahr 2009 als Flugschüler über eine «abgeklungene schwere depressive Episode» informiert. Das teilte das Unternehmen in einer Erklärung mit.
Demnach hatte der junge Mann im Jahr 2009 der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme seiner für mehrere Monate unterbrochenen Pilotenausbildung medizinische Unterlagen übersandt, in denen von einer «abgeklungenen schweren depressiven Episode» die Rede war.
Lufthansa erklärte, die Unterlagen seien «nach weiteren internen Recherchen» gefunden und der Staatsanwaltschaft Düsseldorf übergeben worden. Gleichzeitig betonte das Unternehmen, der Copilot habe zum Zeitpunkt des Germanwings-Absturzes in der vergangenen Woche «ein voll gültiges Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1» besessen.
Der Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte in der vergangenen Woche bei einer Pressekonferenz nach dem Absturz gesagt, der Copilot sei «100 Prozent flugtauglich ohne Einschränkung» gewesen.
Die Staatsanwaltschaft hatte am Montag erklärt, dass der Copilot der Germanwings-Maschine vor seiner Pilotenkarriere psychotherapeutisch wegen möglicher Suizidgefährdung behandelt worden war. Schon seit einigen Tagen ist zudem bekannt, dass der 27-Jährige am Tag des Unglücks eigentlich krank geschrieben war.
In seiner Wohnung wurden zerrissene Krankschreibungen auch für den Tag des Absturzes gefunden. Der Copilot steht im Verdacht, die Maschine mit 150 Menschen an Bord absichtlich zum Absturz gebracht zu haben.
Bergung beendet
Am Absturzort der Germanwings-Maschine beendeten die Ermittler unterdessen die Bergung der Todesopfer. Es gebe keine Leichen mehr am Absturzort, sagte ein Vertreter der Gendarmerie, Jean-Marc Ménichini, am Dienstagabend der Nachrichtenagentur AFP in Seyne-les-Alpes.
Am Mittwoch sollen Gebirgsjäger vor Ort persönliche Gegenstände der Opfer einsammeln. Auch die Suche nach dem Flugdatenschreiber soll weitergehen. Bis Ende der Woche sollten alle 150 Opfer mithilfe von DNA-Proben identifiziert sein.
Der Absturzort des Germanwings-Airbus kann seit Dienstag über eine neu gebaute Strasse erreicht werden. «Wir arbeiten schneller, länger und wir bringen mehr Proben zurück», berichtete die Polizei. Bisher mussten Ermittler und Hochgebirgspolizisten entweder per Helikopter an den Unglücksort gebracht werden oder nach einer Fahrt über eine holprige Piste zu Fuss noch rund eine halbe Stunde laufen.
Lufthansa sagt Feier ab
«Diese Tage sind für die Hinterbliebenen sehr schwer, aber sie können dann ihre Trauerarbeit beginnen», sagte Frankreichs Präsident François Hollande am Dienstag während einer Medienkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Merkel dankte ihm und der französischen Bevölkerung erneut für ihre grossherzige Hilfe.
Die Lufthansa sagte unterdessen die Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen der Fluggesellschaft ab. Stattdessen werde der Konzern den Staatsakt für die Absturzopfer im Kölner Dom am 17. April für seine Mitarbeiter übertragen, teilte das Unternehmen mit.
Der Lufthansa-Chef werde am Mittwoch an den Unglücksort reisen. Er wolle dort Angehörige der Opfer treffen und den Helfern danken. Germanwings ist eine Tochtergesellschaft der Lufthansa.
Germanwings-Chef dankt Helfern
Der Germanwings-Chef Thomas Winkelmann dankte den Helfern in einer Videobotschaft. «Die Retter, Helfer und Betreuer vor Ort leisten Unermessliches», sagte er. «Sie werden in beispielloser Weise unterstützt durch die Bevölkerung von Seyne-les-Alpes und der umliegenden Orte.» Der Verlust des Fluges gehöre zweifellos «zu den grössten Tragödien unseres Landes».