Die Lufthansa hat ihre Piloten vor den Konsequenzen eines zu hohen Tarifabschlusses infolge der laufenden Schlichtung gewarnt. Man müsse dann darüber nachdenken, anstehende Investitionen nicht mehr in die Lufthansa-Kerngesellschaft zu lenken.
Neue Flugzeuge könnten unter Umständen künftig nicht mehr in ein System kommen, das seine Wettbewerbsfähigkeit verloren habe und nicht reformfähig sei, sagte Lufthansa-Manager Harry Hohmeister der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag in Frankfurt.
Am Dienstag (31. Januar) soll die Schlichtung im Tarifkonflikt um die Gehälter von rund 5400 Piloten der Gesellschaften Lufthansa Classic, Lufthansa Cargo und Germanwings enden. Ihr Konzerntarifvertrag zwingt Lufthansa, in den Maschinen der Kerngesellschaft ausschliesslich Piloten nach diesem Tarifwerk zu beschäftigen.
Neu ankommende, eigentlich für Lufthansa Classic vorgesehene Jets könnten in andere Konzerngesellschaften integriert werden, in denen der Konzerntarifvertrag der Vereinigung Cockpit (VC) nicht gilt, sagte der frühere Swiss-Chef. Kurzfristig könne das über die Lufthansa-Schwestern Swiss und Austrian geschehen. «Man kann aber auch über eine Lufthansa-nahe Neugründung nachdenken. Da darf man dann vielleicht nicht Lufthansa draufschreiben, aber sicher etwas Ähnliches.»
Die Kerngesellschaft der Konzerns mit derzeit 334 Maschinen schrumpft bereits seit drei Jahren, weil viele Strecken auf die Billigtochter Eurowings übergingen und beim verbleibenden Interkontinental-Verkehr samt Zubringerflügen nach München und Frankfurt kein Wachstum mehr stattfand. Eine weitere Übertragung von Lufthansa-Flügen auf die Eurowings ist aber eher unwahrscheinlich, weil die beiden Systeme organisatorisch nicht miteinander verknüpft werden sollen.
Ausnahme forcieren
Die Lufthansa hat jedoch bereits in der Vergangenheit unter dem Projektnamen «Jump» Langstrecken-Flugzeuge mit Piloten der Regio-Tochter Lufthansa Cityline besetzt, die weniger verdienen als ihre Kollegen im Konzerntarifvertrag der Classic.
Diese im Vertrag vorgesehene Ausnahme könne man wieder forcieren und fünf bis sechs weitere Langstrecken-Maschinen so betreiben, sagte Hohmeister. «Das reicht aber vielleicht nicht aus. Wir müssen auch über eine echte Alternative im Lufthansa-Kerngeschäft nachdenken.»
Als mögliche Grösse der neuen Gesellschaft nannte er 30 bis 40 Maschinen. «Das ist keine Tarifflucht, sondern das ist eine Flucht vor einem bislang nicht kompromissfähigen Tarifpartner», sagte der frühere Swiss-Chef.
Wenig Spielraum
Nach jüngsten Angaben hat der Lufthansa-Konzern einschliesslich 2016 über 250 Flugzeuge bestellt. Lufthansa hat den Piloten über einen mehrjährigen Tarifzeitraum eine Einmalzahlung und 4,4 Prozent mehr Geld angeboten. Die VC hatte über 20 Prozent verlangt.
«Wenn man sich jetzt irgendwo dazwischen trifft, löst das zusätzliche Millionenkosten auf einem ohnehin bereits zu hohen Sattel aus», sagte Hohmeister. „In diese Plattform könnten wir nicht mehr investieren.
Wir müssten die Investitionen anderswo hinlenken.« Er setze aber auf eine Lösung: »Um es klar zu sagen, eine solche Entwicklung wollen wir nicht. Wir wollen mit der Lufthansa wachsen, wir wollen gemeinsam mit den Tarifpartnern Lösungen finden, um das zu verhindern.“