Einen Arbeitsplatz in luftiger Höhe haben derzeit die Handwerker bei der Sicherung der Burgruine Pfeffingen im Birseck. Die Arbeiten am Sieben-Millionen-Vorhaben sind seit Frühjahr in vollem Gange.. Die Ruine ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung und nach der Homburg die zweite, die der Kanton Baselland saniert.
Im Süden liegen die Eggfluh, das Laufental und der Eingang ins Seetel, im Norden geht der Blick weit übers Birseck und Basel hinaus bis zum Schwarzwald – die Rundsicht von den obersten Mauerkronen der Ruine Pfeffingen ist grandios. Normalerweise gelangt man dort nicht hinauf, derzeit ragen jedoch Baugerüste an den Mauern hoch.
Erhebliche Schäden
Die Burgruine Pfeffingen wird seit vergangenem Mai saniert. Der Baselbieter Landrat hat dafür 2010 einen Kredit von 6,9 Millionen Franken bewilligt. Die Sanierung erfolgt im Rahmen eines vom Parlament 2008 verabschiedeten Konzepts, aufgrund dessen von 2008 bis 2010 bereits die Homburg bei Läufelfingen saniert wurde.
Eingerüstet ist derzeit der Wohnturm. Dessen Mauern weisen die grössten Schäden auf: Über die Zeiten hat sich der Mörtel auf den Mauerkronen aufgelöst, anderswo sorgten Regen und Eis für Mauerausbrüche, wie Projektleiter Michael Schmaedecke von der Archäologie Baselland erklärt. Für Schäden sorgten zudem die Wurzeln von Pflanzen.
Die Schäden auf den Mauerkronen waren von Kletterern entdeckt worden, die die Mauern für Reparaturarbeiten bestiegen haben. Der Wohnturm wurde darauf fürs Publikum gesperrt. Andere Schadstellen bemerkte man laut Schmaedecke erst mit Hilfe von Drohnen, mit denen sonst nicht einsehbaren Stellen überflogen wurden.
Richtige Leute finden
Nun soll das Bauwerk konserviert und vor Erosion soweit möglich geschützt werden; die Mauerkronen werden abgedichtet, instabile Stellen gesichert. Verwendet wird dazu Kalkstein aus dem Laufental sowie mit Zement angereicherter Kalkmörtel, der dem einst verwendeten Material nahekommt.
Das richtige Material sei wichtig, sagt Bauleiter Jakob Obrecht. Grösste Herausforderung sei es indes, Leute zu finden, die diese Arbeiten ausführen könnten. Denn der Umgang mit Bruchsteinen sei heute nicht mehr gängig. In Pfeffingen arbeiten daher Maurer aus Mittelmeerländern, wo solche Steine noch verwendet werden. Geführt werden sie von einem in historischen Sanierungen erfahrenen Polier.
Die Sicherung des Wohnturms ist die erste Sanierungsetappe. Der imposante Bau weist 20 Meter hohe Mauern auf und hatte einst fünf Geschosse. Die Sicherung der anderen Burgteile folgt später. Zugleich soll die Burgruine für das Publikum attraktiver gemacht werden, so mit einer Lerntafel, anderen Hinweisen und neuen Zugängen.
Neue Forschungsdaten
Hand in Hand mit den Sanierungsarbeiten wird die Ruine aber auch erforscht. So fand man in den Mauern des Wohnturms Reste einer Holzkonstruktion, die nun mittels Jahresringauswertung eine Altersbestimmung des Baus zuliessen: Erbaut wurde der Wohnturm laut Schmaedecke zwischen 1385 und 1390.
Der Ursprung der Burg ist nicht gänzlich geklärt. Vermutlich erbauten auf dem Sporn am Ostende des Blauens, ausgerichtet auf den Plattenpass, die Grafen von Saugern um 1000 eine erste Burg. Von ihr bestehen aber keine Reste mehr. Im 13. und 14. Jahrhundert hatten dann die Grafen von Thierstein ihren Sitz oberhalb Pfeffingens.
Im 16. Jahrhundert machte der Fürstbischof von Basel die Burg zum Sitz einer Landvogtei und baute sie aus: Nördlich und östlich des Wohnturms entstand ein repräsentativer Neubau. 1702 zog der Vogt nach Aesch BL um. Die Burg wurde Mitte des 18. Jahrhunderts aufgegeben und schliesslich als Steinbruch verkauft.
Eine grössere Sanierung fand ab 1931 statt. Die jetzige Sanierung dürfte sechs Jahre dauern oder etwas mehr. Denn mit Kalkmörtel nach historischem Vorbild kann laut Schmaedecke nur von Mai bis September gearbeitet werden, da dieser während seines langsamen Aushärtens keinen Frost erträgt.
Tag der offenen Tür
Am Samstag führt die Baselbieter Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion auf der Burgruine Pfeffingen einen Tag der offenen Baustelle durch. Führungen für die Bevölkerung gibts um 10, 11, 14 und 15 Uhr.