Luftverschmutzung führt direkt zu einem Abbau kognitiver Fähigkeiten. Dies geschieht gemäss einer neuen Studie unabhängig von einer beeinträchtigten Lungenfunktion, die ebenfalls kognitive Schwierigkeiten verursachen kann.
Damit widerlegen die deutschen und schweizerischen Forschenden laut eigenen Angaben die bisher vorherrschende Hypothese, dass Luftverschmutzung zuerst die Lungenfunktion beeinträchtigt, was dann zum kognitiven Abbau führt. Ihre Resultate präsentierten die Wissenschaftler am Montag am Jahrestreffen der American Thoracic Society in Denver.
Für ihre Untersuchung wertete das Team Daten von über 800 älteren Frauen aus, die an einer grossangelegten Studie zum Einfluss der Luftverschmutzung auf die Gesundheit (SALIA) teilnahmen. Dabei wurden die Lungenstärke sowie kognitive Veränderungen mit neuropsychologischen Tests gemessen, die zur Diagnose von Alzheimer dienen.
Räumlich-visuelle Fähigkeiten
Bei der Auswertung berücksichtigten die Forschenden, darunter Nicole Probst-Hensch vom Swiss TPH in Basel, auch mögliche Fehlerquellen wie Body Mass Index, Rauchen oder Bildungsstand. Es zeigte sich, dass eine schlechte Lungenfunktion eindeutig einen kognitiven Abbau mit sich brachte, und zwar bei den räumlich-visuellen Fähigkeiten, die für das Einschätzen von Distanzen wichtig sind.
Es fand sich jedoch kein verbindender Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen wie Feinstaub oder Stickstoffdioxid, die bekanntlich die Lungenfunktion schädigen, und dem Abschneiden bei den kognitiven Tests.
Daraus schliessen die Forschenden, dass ein anderer Mechanismus für den erwiesenen Einfluss von Luftverschmutzung auf die Kognition verantwortlich sein muss. So könnten zum Beispiel Feinstaub und andere Schadstoffe über den Geruchssinn ins zentrale Nervensystem gelangen und den leichten kognitiven Abbau verursachen. Weitere Studien mit Männern und jüngeren Probanden seien nötig, um die Mechanismen aufzuklären.