Nach neuen EU-Sanktionen gegen Weissrussland hat Präsident Alexander Lukaschenko den deutschen Aussenminister Guido Westerwelle verbal attackiert. „Ich sage mir, besser Diktator sein als schwul“, sagte er am Sonntag bei einem Wintersportwettbewerb in Anspielung auf Westerwelle.
Als zweiten EU-Politiker, der öffentliche Verachtung verdiene, nannte Lukaschenko den polnischen Aussenminister Radoslaw Sikorski, ohne sich detaillierter zu äussern. Westerwelle bekennt sich offen zu seiner Homosexualität, Sikorski ist verheirateter Vater zweier Kinder.
Westerwelle hatte Lukaschenko am Mittwoch als letzten Diktator Europas bezeichnet. Die Formulierung haben auch schon andere westliche Politiker und Vertreter von Menschenrechtsgruppen benutzt.
Westerwelle reagierte gelassen auf die Verbalattacke des weissrussischen Präsidenten. „Diese Äusserung richtet sich selbst“, sagte der FDP-Politiker am Montag. „Ich werde auch nach diesen Äusserungen keinen Millimeter von meinem Engagement abrücken für Menschenrechte und Demokratie in Weissrussland.“
Es ist nicht das erste Mal, dass Lukaschenko Westerwelle öffentlich wegen dessen Homosexualität angreift. Im Februar 2011 hatte er ihm nach eigenen Angaben „Auge in Auge“ geraten, ein „normales Leben“ zu führen. Bei dem Vorfall war auch Sikorski anwesend. Lukaschenko entschuldigte sich später zwar, betonte aber, Schwule nicht leiden zu können.
Erst am Dienstag hatte die EU wegen anhaltender Menschenrechtsverstösse in Weissrussland weitere Sanktionen gegen das Land verhängt. Minsk wies darauf die Chefin der EU-Mission, Maira Mora, und den polnischen Botschafter Leszek Szarepka aus.
Als Reaktion berief die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton alle EU-Botschafter zu „Konsultationen“ aus Minsk zurück. Derzeit stehen 229 Weissrussen auf einer Liste von Personen, die in der EU kein Visum erhalten.
Lukaschenko ist seit 1994 an der Macht und regiert die ehemalige Sowjetrepublik mit harter Hand. Mehrfach hat er Proteste der Opposition gewaltsam niederschlagen lassen.