Das Meeting Spitzenleichtathletik Luzern verspricht heute hochkarätigen Sport. Von den Schweizern ist einiges zu erwarten.
Das Meeting in Luzern findet normalerweise erst im Juli statt. Wegen den Europameisterschaften in Amsterdam (6. bis 10. Juli) wurde es jedoch vorverlegt. Insofern ist es eine ideale Standortbestimmung für den ersten Saisonhöhepunkt, sodass die Schweizer Topathleten, mit Ausnahme der verletzten Hürdensprinterin Noemi Zbären (Kreuzbandriss), auf der Allmend geschlossen zu sehen sein werden.
«Ich geniesse es, vor Heimpublikum zu laufen», sagte Kariem Hussein, der in Amsterdam über 400 m Hürden als Titelverteidiger antreten wird. Der 27-jährige Thurgauer ist am Montag vor einer Woche in Bellinzona erstmals in dieser Saison unter 49 Sekunden (48,98) gelaufen. In Luzern will er diese Zeit nach Möglichkeit weiter verbessern. «Wenn ich meinen Rhythmus laufen kann, dann sollte das aufgehen», so Hussein.
Trainer Flavio Zberg ergänzte: «In den ersten Rennen ging es darum zu schauen, welcher Rhythmus für ihn der beste ist. Das Schöne ist, dass wir die Planung voll auf die beiden Grossanlässe ausrichten und die Meetings zum Formaufbau nutzen können. Das stimmt uns positiv.» Hussein trifft in Luzern auf starke Konkurrenz, allerdings ist einzig der Amerikaner Jeshua Andersen (48,88) in diesem Jahr schon schneller gelaufen als der Schweizer.
Wie Hussein ist auch die Stabhochspringerin Nicole Büchler eine Kandidatin auf den Sieg in Luzern. Die 32-jährige Bielerin befindet sich bereits in bestechender Form. Nachdem sie im März an der Hallen-WM in Portland als Vierte nur wegen der grösseren Anzahl Fehlversuche eine Medaille verpasste hatte, startete sie auch im Freien durch. In drei der vier Starts an Diamond-League-Meetings schaffte sie den Sprung aufs Podest; im Diamond Race belegt sie den 2. Zwischenrang.
Weltweit sind heuer erst fünf Athletinnen höher gesprungen als Büchler (4,78 m). Von ihnen stammt nur eine, die Griechin Ekateríni Stefanidi (4,86 m), aus Europa. «Ich stellte im letzten Jahr die Technik um. Das hat sich immer mehr etabliert. Es kommt langsam alles zusammen», erklärte Büchler. Durch die Erfolge hat sich auch ihr Selbstverständnis geändert. «Ich gehe nun mit einer anderen Einstellung an die Wettkämpfe, schaue nun nicht mehr, ob ich jemanden bezwingen kann, sondern ob es jemanden gibt, der mich besiegen kann.»
Noch nicht optimal läuft es der Sprinterin Mujinga Kambundji. Zwar realisierte die 23-jährige Bernerin Ende Mai in Weinheim mit 11,14 Sekunden ihre zweitbeste Zeit, es fehlt ihr jedoch die Konstanz. «Die ersten 60 Meter sind sehr gut, hinten heraus verkrampfe ich mich allerdings manchmal», sagte Kambundji. «Ich habe das Gefühl, dass ich noch ein paar Rennen benötige, bis der Knopf aufgeht. Ich weiss, dass ich es kann.»
Selina Büchel, im vergangenen Jahr Hallen-Europameisterin über 800 m, versucht in Luzern, erstmals in dieser Saison unter zwei Minuten zu bleiben und den Sieg aus dem Vorjahr zu wiederholen. Einfach wird dies nicht, sind doch gleich sechs weitere Athletinnen gemeldet, die über die zwei Bahnrunden schon unter zwei Minuten liefen. Mit breiter Brust tritt Langhürdlerin Lea Sprunger an. Die 26-jährige Waadtländerin blieb am vergangenen Samstag in Genf erstmals unter 55 Sekunden (54,92). Sie rückte in der europäischen Saisonbestenliste auf Platz 2 vor. Die Nummer 1, die Britin Eilidh Doyle, ist in der Innerschweiz ebenfalls zu sehen.
Überhaupt können sich die Zuschauer auf hochkarätige Athletinnen und Athleten freuen. Besonders hervorzuheben ist Jimmy Vicaut. Der französische Sprinter, dessen Mutter von der Elfenbeinküste kommt, egalisierte am 7. Juni in Montreuil-sous-Bois mit 9,86 Sekunden den eigenen Europarekord über 100 m. Mit dieser Zeit ist er aktuell der Jahresbeste in der Königsdisziplin. Das Budget beim 30-jährigen Jubiläum von Spitzenleichtathletik Luzern beträgt 750’000 Franken.