Das Meeting Spitzenleichtathletik Luzern ist in diesem Jahr so gut besetzt wie noch nie. Der Star am heutigen Abend ist der jamaikanische Sprinter Asafa Powell.
Es ist stets verblüffend, was für Startfelder Athletenmanager Terry McHugh mit einem kleinen Budget von 750’000 Franken zustande bringt. Er führt dies auf gute Beziehungen zurück. Heuer profitiert er auch vom Hoch der Schweizer Leichtathletik. Zwar ist Kariem Hussein, Europameister über 400 m Hürden, nicht am Start, dafür läuft über 800 m Selina Büchel, der neue Stern am hiesigen Leichtathletik-Himmel. Die Hallen-Europameisterin ist am vorletzten Samstag beim Diamond-League-Meeting in Paris mit dem nationalen Rekord von 1:57,95 Minuten mitten in die Weltspitze vorgestossen – nur drei Athletinnen waren heuer schneller.
Dass fortan mehr von Büchel erwartet wird, belastet sie nicht. Im Gegenteil: «Es ist eine Bestätigung, dass ich eine so schnelle Zeit laufen kann. Ich habe jetzt weniger Druck, weiss, dass ich gut in Form bin. Ich kann nun in den Wettkämpfen erleichtert laufen.» Die 23-jährige Toggenburgerin hat 2015 zehn von elf Rennen gewonnen, zuletzt am vergangenen Donnerstag an der Athletissima in Lausanne. Mit 2:01,68 Minuten verpasste sie es jedoch, zum zweiten Mal in ihrer Karriere unter zwei Minuten zu laufen. Das will sie in Luzern ändern. Lausanne habe sie wieder auf den Boden zurückgeholt, so Büchel. Ihre Steigerung führt sie darauf zurück, dass sie nun mehr intensive Trainings macht und gut darauf angesprochen hat.
Ein weiteres Highlight aus Schweizer Sicht ist das Rennen über 100 m Hürden. Noemi Zbären hat am Samstag in Tallinn (Est) als erste Schweizerin an einer U23-EM eine Goldmedaille gewonnen. Die 21-jährige Emmentalerin siegte nicht nur, sie verbesserte ihre Bestmarke um 14 Hundertstel auf 12,71 Sekunden, womit sie in der Weltjahresbestenliste Rang 12 einnimmt. Die Gegnerinnen sind hochkarätig. Unter anderen trifft sie auf die amerikanische Jahresschnellste Sharika Nelvis (USA), die in dieser Saison schon sechsmal unter 12,60 Sekunden gelaufen ist, und die ebenfalls aus den USA stammende Weltmeisterin Brianna Rollins.
Mujinga Kambundji bestreitet ihr erstes 100-m-Rennen seit Anfang Juni, als sie in Genf mit 11,31 Sekunden ihre Saisonbestleistung aufgestellt hat. Danach musste sie nach Rückenproblemen bis zur Athletissima pausieren – in Lausanne startete sie über 200 m und mit der 4×100-m-Staffel. Die 23-jährige Bernerin läuft in Luzern gleich zweimal über 100 m, einmal im Vorprogramm.
Zu den Hauptattraktionen des Meetings gehört der Jamaikaner Asafa Powell, der über 100 m so oft wie kein anderer unter zehn Sekunden gelaufen ist. Der viertschnellste Mann der Welt nimmt zum dritten Mal nach 2003 und 2014 bei Spitzenleichtathletik Luzern teil. Aufs Podest hat er es bislang noch nie geschafft, wurde er doch zweimal Vierter. Im vergangenen Jahr bestritt er sein erstes Rennen nach der Aufhebung der Dopingsperre durch den Internationalen Sportgerichtshof. Mittlerweile ist er wieder in Form, nimmt er mit 9,81 Sekunden in der Jahresweltbestenliste hinter dem Amerikaner Justin Gatlin (9,74) Rang 2 ein.
Dass Powell erneut in Luzern startet, hat auch mit Dankbarkeit zu tun. Sie hätten im letzten Jahr nicht gezögert, in starten zu lassen. Nun habe er nicht gezögert, wieder zu kommen, so Powell. Der 32-Jährige erwartet von sich nichts anderes als den Sieg. Powell liebt es, in der Schweiz zu starten – seine Bestzeit von 9,72 Sekunden lief er 2008 in Lausanne.
Mit Yohan Blake ist ein zweiter grosser Name über 100 m gemeldet. Wunderdinge sind vom Weltmeister von 2011 allerdings nicht zu erwarten. Der 25-jährige Jamaikaner hat nach einer gut elfmonatigen Verletzungspause erst Anfang Juni sein Comeback gegeben. An den jamaikanischen Trials schied er im Halbfinal aus.
Gespannt sein darf man auch auf den Auftritt der neuseeländischen Kugelstösserin Valerie Adams. Die zweifache Olympiasiegerin und vierfache Freiluft-Weltmeisterin bestreitet ihren zweiten Wettkampf nach einer komplizierten Schulter- und Ellbogenoperation im vergangenen September, worauf sie «während drei bis vier Monaten nicht viel machen konnte.»