Die IV-Stelle in Luzern zieht bei der Beurteilung strittiger IV-Gesuche neuropsychologische Tests an Patienten zu Hilfe. 2013 überprüfte sie so 60 Fälle. Eine Mehrheit der Patienten gaukelte eine übertriebene psychologische Erkrankung vor, eine Minderheit untertrieb.
Um ungerechtfertigte IV-Gesuche aufzudecken und Kosten zu senken, setzt die IV-Stelle Luzern seit 2013 bei Zweifeln am Anspruch auf eine IV-Rente wegen psychischer Krankheit zusätzlich auf neuropsychologische Tests. IV-Luzern-Direktor Donald Locher bestätigte am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda eine Meldung der «Zentralschweiz am Sonntag».
Die IV-Stelle führte in 60 Fällen zusätzlich zu psychiatrischen Untersuchungen im Regionalärztlichen Dienst Zentralschweiz neuropsychologische Tests durch. Die Patienten mussten unter Zeitdruck Denk- und Leistungstests zur Beurteilung der Hirnfunktionen lösen. Zusätzlich erfolgte eine Untersuchung mit Ableitung von Hirnströmen.
Die Patienten können gemäss den Experten ihre Hirnströme nicht beeinflussen. Die IV-Stelle verspricht sich von den zusätzlichen Tests Klarheit darüber, inwieweit eine psychische Störung effektiv vorhanden ist oder übertrieben dargestellt wird.
Bei einer Mehrheit der überprüften 60 Fälle sei vom Patienten bei der angeblichen psychischen Krankheit übertrieben worden, sagte der Luzerner IV-Direktor Donald Locher. Daneben habe es aber auch Leute gegeben, die untertrieben hätten. Diesen Leuten sei es schlechter gegangen, als sie wahrhaben wollten.
Hunderttausend IV-Rentner psychisch erkrankt
Psychische Störungen sind in der Schweiz die häufigste Ursache für IV-Renten. 2012 bezogen gemäss dem Bundesamt für Sozialversicherungen rund 234’800 Personen eine IV-Rente. 102’300 Personen wegen einer psychischen Erkrankung.
Seit 2005 ist die Zahl der IV-Rentner rückläufig. Die Zahl der IV-Renten aufgrund psychischer Krankheit steigt jedoch seit Jahren an.
Die IV-Stelle Luzern will die zusätzlichen Tests bei strittigen Fällen auch 2014 anwenden. Er sehe keinen Grund, dies nicht zu tun, sagte Donald Locher im Interview gegenüber der «Zentralschweiz am Sonntag».
Die IV Stelle Luzern werde durch das Interesse des Bundesamts für Sozialversicherungen an der Methode in ihrem Vorgehen bestärkt, sagte Locher weiter. Primär gehe es darum, dass die Versicherten die IV-Leistung erhalten würden, die auch ihrem wirklichen Gesundheitsproblem entspreche.