Lyon links liegen lassen? Ein Fehler!

Beim Vorbeifahren sieht Lyon nicht sonderlich einladend aus. Doch wer sich in den Ortskern wagt, den umfängt die Stadt mit ihrem Charme.

Das Wahrzeichen der Stadt: die Basilique Notre-Dame de Fourvière. (Bild: Jacqueline Beck)

In der kulinarischen Hauptstadt Frankreichs kommen längst nicht nur Gourmets auf ihre Kosten. Lyon überrascht mit seinem reichen historischen Erbe, verwinkelten Altstadtgässchen, belebten Parks und einem überbordenden kulturellen Angebot.

Lyon muss entdeckt werden. Wer auf der Autobahn nach Süden an den industriellen Vororten vorbeifährt, lässt die drittgrösste Stadt Frankreichs gerne links liegen. Auch auf Zugreisende wirken die braunen Betonbauten rund um den Bahnhof nicht gerade einladend. Doch sich abschrecken zu lassen, wäre ein Fehler. Denn Lyons Charme steckt in seinem Kern.

Dieser wurde 1998 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt und lässt sich bequem zu Fuss oder auf dem Velo erkunden. Idealer Ausgangspunkt ist die Place des Terreaux mit ihrem Rathaus, dem Kunstmuseum und einem gewaltigen Brunnen. Gleich hinter dem Rathaus steht das Opernhaus, dessen neoklassizistischem Unterbau der französische Architekt Jean Nouvel eine imposante Dachkonstruktion aus Stahl und Glas aufgesetzt hat.

Der Altstadtteil am Hügel von Croix-Rousse lädt zum Flanieren ein.

Der Altstadtteil am Hügel von Croix-Rousse lädt zum Flanieren ein. (Bild: Jacqueline Beck)

Der Seidenweberei nach

Südlich des Platzes erstreckt sich die Halbinsel zwischen Rhône und Saône. Hier befinden sich die grossen Einkaufsmeilen der Stadt. Am unteren Ende der Halbinsel entsteht rund um den avantgardistischen Bau des Musée de Confluence ein neues urbanes Vorzeigeviertel. Wer es alternativer mag, erklimmt im Norden der Place des Terreaux die von kleinen Boutiquen und Cafés gesäumten Gassen und Treppen hinauf ins Seidenviertel Croix-Rousse. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert war die Seidenweberei treibender Wirtschaftsfaktor der Stadt.

Auf den Spuren der Geschichte bewegt man sich auch zwischen den Altstadthäusern von Vieux Lyon, wo heute unzählige Feinkostläden und Restaurants die Touristen anlocken. Mit der Standseilbahn geht es von da aus hoch zur äusserst sehenswerten Basilique Notre Dame de Fourvière mit ihren mosaikartigen Steinböden und den reich in Türkis und Gold gehaltenen Malereien. In unmittelbarer Nähe der Basilika befindet sich auch das antike Amphitheater von Lugdunum. Lyon wurde 43 vor Christus von den Römern als Verwaltungszentrum Galliens gegründet. Noch heute wird das Freilichttheater als Veranstaltungsort genutzt.



Am Ufer der Rhône lässt es sich den Sommer geniessen.

Am Ufer der Rhône lässt es sich den Sommer geniessen. (Bild: Jacqueline Beck)

Den Tag im sommerlichen Lyon lässt man mit einem Spaziergang an der Uferpromenade der Rhône ausklingen. Zahlreiche Hausboot-Bars laden hier zum kühlenden Drink ein.

  • Erfrischen: Zum Schwimmen sind Rhône und Saône leider nicht geeignet. Direkt am Flussufer aber liegt die Piscine du Rhône (nur Juli und August geöffnet). Naturnahe Alternative ist der Parc de Miribel mit seinem See etwas ausserhalb der Stadt.
  • Entdecken: Charakteristisch für Lyon sind die sogenannten Traboules: Gedeckte Durchgänge, die die Strassen der am Hang gelegenen Viertel Croix-Rousse und Vieux Lyon über Innenhöfe und Treppenhäuser miteinander verbinden.  
  • Einplanen: In und um Lyon reiht sich nahezu ein Festival an das nächste: die Nuits Sonores (elektronische Musik), die Nuits de Fourvières im römischen Theater (Konzerte, Tanz, Theater), das Jazzfestival im Amphitheater der Nachbarstadt Vienne, das Filmfestival zu Ehren der Gebrüder Lumière, die in Lyon den Kinematographen erfanden, die Biennale de Dance und die Biennale d’Art Contemporain und schliesslich die berühmte Fête des Lumières, deren Lichtinstallationen jährlich vier Millionen Besucher in die Stadt locken.

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