Maastricht: Süss, nett, grossstädtisch

Mit Holland assoziieren die meisten Amsterdam oder Rotterdam. Doch die südlichste Grossstadt hat genauso viel zu bieten wie die beiden grossen Geschwister.

Auch während der kalten Jahreszeit ist Maastricht einen Besuch wert, die Stadt ist immer schön. (Bild: Brendan Bühler)

Mit Holland assoziieren die meisten Amsterdam oder Rotterdam. Doch die südlichste Grossstadt hat genauso viel zu bieten wie die beiden grossen Geschwister.

Nur etwa sechs Autostunden von Basel entfernt liegt die südlichste und eine der ältesten Städte Hollands. Die Anreise mit dem Auto ist bequem, die Strassen sind gut. Wird am Freitagmittag die Reise gestartet, erreicht man die Destination perfekt aufs Abendessen hin.

Nach der Anfahrt ist es bekanntlich angenehm, das Gepäck schnell loszuwerden. Beispielsweise im Botel Maastricht, einem zum Hotel umgebauten Schiff. Das Hotel wirbt auf der Website damit, das günstigste Hotel in Maastricht zu sein. Die Zimmer sind winzig, in manchen hat es nur einen Vorhang zwischen Schlafraum und Dusche/Toilette. Wer sich nicht um Luxus schert und mit einem mageren Frühstück leben kann, der ist hier aber richtig. Das Botel hat zusätzlich einen grossen Vorteil: Es ist dem Stadtzentrum sehr nahe. Die Unterkunft ist auf der Maas, die die Stadt in zwei Teile teilt.

Auch während der kalten Jahreszeit ist Maastricht einen Besuch wert, die Stadt ist immer schön.

Auch während der kalten Jahreszeit ist Maastricht einen Besuch wert, die Stadt ist immer schön. (Bild: Brendan Bühler)

Aber jetzt zum Essen, etwas Deftiges, wie es zum Beispiel das Café «Ma Van Sloun» anbietet. Die Preise sind günstig: Auf der Karte stehen Burger, Steaks und Suppen. Die Tische werden erst bei Ankunft gereinigt, so kann der aufmerksame Gast erahnen, was die Vorgänger verzehrt haben. Das steht im Gegensatz zur Stadt, die blitzblank ist.

Auf dem Weg zum Restaurant hat man den Platz Onze-Lieve-Vrouweplein passiert. Auf diesem steht eine Kirche mit einem Turm, welcher keine Ziegel auf dem Dach hat, sondern einfach zugemauert wurde. Das Gebiet zwischen dem Kirchenplatz und dem Café hat in der Dunkelheit einen grossartigen Charme. Die Lokale wirken behaglich, die Architektur mit den schmalen und tiefen Häusern erinnert ein wenig an England, und das Klappern der Schuhsohlen auf dem gepflasterten Boden, der überall in der Stadt verlegt wurde, sorgt für eine schöne akustische Untermalung.

Nach dem Essen geht es weiter zur Bar «Take Five». Das Lokal ist ganz in Schwarz gehalten, nur die Toilette ist bunt gekachelt. Die Drinks sind günstig und grosszügig, die Gäste eine bunte Mischung aus Einheimischen und Austauschstudenten: Denn Maastricht ist Universitätsstadt. Fast 15’000 Studenten beherbergt die Grossstadt, rund 40 Prozent kommen aus dem Ausland.

Gegen Morgen ziehn die Gäste weiter in Richtung Klub. Wer Charts-Musik mag, der geht ins «Il Cavo», ein Tanzlokal in einem weiss gekachelten Keller. Wer sich mehr für Konzerte und Techno begeistert, der geht ins «Muziekgieterij». Der Klub ist in einer alten Fabrikhalle ausserhalb des Zentrums zu Hause. Die Atmosphäre ist grossartig, die Stimmung ausgelassen.

Auf dem Marktplatz kann einfach, aber gut gegessen werden.

Auf dem Marktplatz kann einfach, aber gut gegessen werden. (Bild: Brendan Bühler)

Den Samstag kann man ohne schlechtes Gewissen später starten. Anstatt sich das dürftige Frühstück im Botel zu Magen zu führen, geht man lieber sofort zum Marktplatz. Auf diesem stehen verschiedene Essstände, die Fischgerichte, Pouletgerichte oder Pommes anbieten.

Dann kann der Einkaufsbummel starten. In Maastricht hat es unzählige Läden, von den grossen Ketten über kleine hippe Läden wird vieles geboten. Freunde des Shopping kommen ganz klar auf ihre Kosten.

Wer sich eher in Museen wohl fühlt, der geht ins Bonnefantenmuseum, das eine Mischung zwischen alter und zeitgenössischer Kunst bietet und dessen Gebäude vom italienischen Architekten Aldo Rossi gestaltet wurde.

Das Bonnefannten ist berühmt für das Design der Architekten Aldo Rossi.

Das Bonnefannten ist berühmt für das Design der Architekten Aldo Rossi. (Bild: Brendan Bühler)

Folgt man nach dem Museumsbesuch nordwärts der Maas, so kommt man zur Rechtstraat. Die Strasse bringt den Charme Maastrichts auf den Punkt: Es ist eine Grossstadt mit dörflicher Atmosphäre. Hochhäuser fehlen, die Strassen sind alt. Und dennoch ist die Stadt modern und belebt, Restaurants und Cafés drängen sich dicht aneinander.

Am Ende der Rechtstraat befindet sich ein Café, das unbedingt besucht werden sollte. Das «Take One» hat über 130 verschiedene Biersorten, mehrheitlich aus Belgien und Holland. Der Wirt ist ein Original: Die Besucher werden gut und gerne gefoppt. Die Auswahl des Bieres wird auch übernommen, der Wirt fragt nach den Präferenzen und bringt ein passendes Bier. Als kleine Verpflegung kommen ungeschälte Erdnüsse auf den Tisch, die Schalenreste werden auf den Boden geworfen.

Im Bier Café take one ist es erwünscht, die Erdnussschale auf den Boden fallen zu lassen.

Im Bier Café take one ist es erwünscht, die Erdnussschale auf den Boden fallen zu lassen. (Bild: Brendan Bühler)

Nach dem Bier und dem kleinen Snack meldet sich der grosse Hunger. Im Grand Café «Au Mouton Blanc», wieder auf der linken Stadtseite, kann gut gegessen werden. Wichtig ist dabei die Auswahl des Sitzplatzes: Der obere Saal versprüht nicht einmal ansatzweise so viel Heimeligkeit wie die Räume im Erdgeschoss.

Nach dem Abendessen lohnt es sich, für einen Absacker zum Vrijthof zu gehen. Um den Platz drängen sich dicht Restaurants. Trotz den kalten Temperaturen ist im Freien sitzen kein Problem, in Holland sind Wärmestrahler noch erlaubt.

Am Sonntagmorgen, vor der Abreise, gehen wir noch für ein sättigendes Frühstück ins Café «Tribunal». Auf der Karte finden sich die Klassiker: Speck mit Ei, Sandwiches und Omeletten. Das Lokal ist sehr schön eingerichtet: Es hat den Stil einer alten Quartierkneipe, die sanft modernisiert wurde. Für Kartenspieler hat es einen extra Tisch, an dem ältere Männer bei ihrem Kaffee spielen. Mit gefülltem Magen fällt der Abschied von dieser schönen Stadt dann weniger schwer.

Abliegen: Alternativ zum Botel eine schöne Unterkunft auf airbnb.ch suchen.

Ausgeben: Der Laden Sissyboy hat schöne Kleidung und Möbel – zu finden im Markt 55, einem grösseren Einkaufszentrum.

Anschauen: Eine Dominikanerkirche wurde zu einem Café und Buchladen umfunktioniert – an der Dominicanerkerkstraat 1.

Austrinken: Das Bier «La Chouffe» wird unweit von Maastricht gebraut – sehr lecker und in den meisten Restaurationsbetrieben erhältlich.

PS: Wer bei einem Hollandbesuch an die sündigen Reize einer Stadt wie Amsterdam denkt, wird von Maastricht enttäuscht. Weder hat es leichte Damen in Schaufenstern noch dürfen Auswärtige in den Coffee-Shops Cannabis kaufen – nur die in Maastricht Wohnhaften dürfen das.

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