Der langjährige Chef der katholischen Bewegung Opus Dei ist tot. Bischof Javier Echevarría starb am Montagabend mit 84 Jahren in Rom an den Folgen einer Lungenentzündung, wie die als erzkonservativ geltende katholische Organisation am Dienstag mitteilte.
«In den Schmerz um den Verlust eines Vaters mischt sich die Dankbarkeit für seine Zuneigung und das gute Beispiel, das er uns in den vergangenen 22 Jahren als Prälat gegeben hat», erklärte Opus-Dei-Generalvikar Fernando Ocáriz.
Papst Franziskus sprach den Mitgliedern in einem Telegramm sein tiefes Beileid aus. Echevarría habe sein ganzes Leben in den Dienst der Liebe für die Kirche und die Menschen gestellt, betonte der Kirchenführer. Er hatte den Prälaten erst am 7. November 2016 zu einer Privataudienz empfangen.
Die Leitung geht nun zunächst an Fernando Ocariz über, wie Opus Dei Deutschland auf seiner Internetseite mitteilte. Er werde innerhalb eines Monats einen Kongress zur Wahl des neuen Prälaten einberufen. Der Kongress müsse dann innerhalb von drei Monaten stattfinden; die Wahl müsse dann noch vom Papst bestätigt werden.
Echevarría war seit 1994 Leiter des Opus Dei. Er arbeitete schon ab 1953 bis zu dessen Tod 1975 als Sekretär für den zwischenzeitlich heilig gesprochenen Gründer des Opus Dei, Josemaría Escrivá. Ab 1994 war er Generalsekretär des Opus Dei und wurde 1995 im Petersdom von Johannes Paul II. zum Bischof geweiht.
Sonderstatus
Opus Dei geniesst in der katholischen Kirche einen Sonderstatus. Es ist eine sogenannte Personalprälatur, diese kirchenrechtliche Sonderform mit der Möglichkeit, unter Leitung eines Oberhirten eine eigene Einheit innerhalb der Kirche zu bilden, wurde 1969 vom Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführt und bisher nur der Organisation gewährt.
Wegen ihres oft im Hintergrund stattfindenden Wirkens und ihres politischen Einflusses gilt Opus Dei als von Geheimnissen umwittert. So wirkte die Organisation seit den 1950er Jahren als starke Stütze der Diktatur von Francisco Franco in Spanien. Auch für das Militärregime von Augusto Pinochet in Chile (1973-1990) hegten Mitglieder der Organisation Sympathien.
In die Schlagzeilen kam sie 2006 durch die Verfilmung von Dan Browns Bestseller «The Da Vinci Code – Sakrileg», in der sie als düstere Sekte präsentiert wird, deren Mitglieder sich blutig peitschen. Der Vatikan verurteilte den Thriller aufs Schärfste.
90’000 Mitglieder weltweit
Bis heute wird dem etwa 90’000 Mitglieder starken Opus Dei ein grosser Einfluss zugesprochen. Die besonders in Spanien und Südamerika starke Organisation betreibt weltweit sechs Universitäten und zusätzlich noch verschiedene Schulen.
Vor gut einem Jahr sorgte die Festnahme eines zu Opus Dei zählenden spanischen Priesters im Vatikan für Aufsehen, der vertrauliche Informationen im Vatikan entwendet und enthüllt hatte. Papst Franziskus machte im Juli mit dem US-Bürger Gregory Joseph Burke ein Opus-Dei-Mitglied zum Mediensprecher.