Magie früherer Wimbledon-Finals hat gefehlt

Am Tag nach der schmerzlichen Finalniederlage von Roger Federer in Wimbledon äussert die Schweizer Presse grosses Bedauern, über den verpassten 18. Grand-Slam-Titel des Baselbieters.

Roger Federer musste sich im Wimbledon-Final 2015 Novak Djokovic in vier Sätzen geschlagen geben (Bild: SI)

Am Tag nach der schmerzlichen Finalniederlage von Roger Federer in Wimbledon äussert die Schweizer Presse grosses Bedauern, über den verpassten 18. Grand-Slam-Titel des Baselbieters.

Dem siebenfachen Wimbledon-Sieger habe die Magie früherer Wimbledon-Endspiele gefehlt, meinte der «Tages Anzeiger». Und der «Blick» urteilte «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er seinen 18. Grand-Slam-Titel feiert.»

Allgemein zeigen die Medien grosse Anerkennung für den neuen und alten Wimbledon-Champion Novak Djokovic. Der Serbe habe bewiesen, dass er nicht zu stoppen sei, wenn er sein bestes Tennis spiele, schrieb «The Guardian».

SCHWEIZ

Tages-Anzeiger: «Roger Federer fehlte die Magie früherer Wimbledon-Endspiele, die er gegen den starken Novak Djokovic gebraucht hätte. (…) Das Warten auf den 18. Major-Titel – sofern er denn noch kommen sollte – geht weiter, und eine bessere Chance als diese dürfte sich ihm nicht so schnell wieder bieten, wenn überhaupt. Denn hinter Djokovic werden sich in den kommenden Monaten weitere Spieler entwickeln und die schon jetzt beachtliche Gruppe jener erweitern, die Federer an einem guten Tag schlagen können.»

Neue Zürcher Zeitung:

«Partykiller und schmerzvolle Gratulationen. Denn wer weiss, wie sehr Federer auch mit bald 34 Jahren noch gewinnen will, wie viel er in den Erfolg investierte und, vor allem, wie viel ihm gerade Wimbledon bedeutet, der kann ermessen, wie schwer ihm die Gratulation an Djokovic gefallen sein muss. In Wimbledon hat für ihn alles begonnen, in Wimbledon trauen ihm die meisten am ehesten noch einmal einen grossen Titel zu. Novak Djokovic hat diese Party mindestens für ein weiteres Jahr ruiniert.»

Blick: «Seit Monaten hatte er den Wimbledon-Sieg als grosses Ziel deklariert. Und nach dem Out bei den French Open seine Ambitionen noch einmal deutlich gemacht. (…) Sein ganz grosses Ziel hat er zwar verpasst, weil er sein bestes Pulver zu früh verschossen hat. Die Kehrseite der Medaille: Federer hat bewiesen, dass er die nötigen Waffen besitzt, um grosse Siege feiern zu können. Darum ist es nur eine Frage der Zeit, bis er seinen 18. Grand-Slam-Titel feiert.»

Aargauer Zeitung: «Federer vergibt grosse Chance. Federer ist der Mann geworden, der kaum noch grosse Turnier gewinnt. Seit seinem letzten Wimbledonsieg im Jahre 2012 stand er in 13 Endspielen bei Grand-Slam-Turnieren oder Turnieren der Masters-1000-Serie, der zweithöchsten Kategorie. Nur drei davon hat er gewonnen, zehnmal ging er als Verlierer vom Platz. (…) Federer kann noch immer jeden Gegner schlagen. Doch wenn ihm mehr als einer der Topspieler im Weg steht, dann reicht es selten. Wimbledon 2015 war eine grosse Chance, auch weil er in bestechender Form war. Diese Chance ist vertan. Vielleicht war es seine letzte, doch noch den Titel Nummer 18 einzufahren.»

ENGLAND

The Guardian: «Fast ein Jahrzehnt lang dominierte ein Viererbande das Männer-Tennis. Jetzt nicht mehr. (…) Es gibt einen »Big One« und den ganze Rest. (…) Novak Djokovic hat bewiesen, dass er nicht zu stoppen ist, wenn er sein bestes Tennis spielt. (…) Roger Federer konnte Djokovic‘ Artillerie nur mit Variationen kontern. Der siebenfache Wimbledon-Sieger versuchte alles mit der Improvisationskunst eines Schach-Meisters. (…) Federer spielte in seinem 10. Wimbledon-Final gut. Nur nicht gut genug, um einen Gegner zu schlagen, der im Moment eine Klasse für sich ist.»

The Telegraph: «Roger Federer ist der grösste Spieler aller Zeiten. Der Final war aber eine brutale Erinnerung daran, dass derzeit Novak Djokovic mit Abstand der beste Spieler der Welt ist. Djokovic brachte Federer aus der Komfortzone, die dieser im Halbfinal gegen Andy Murray inne hatte.»

FRANKREICH

L’Equipe: «Die Zweifel, ob Federer einen 18. Grand-Slam-Titel gewinnen wird, sind nach der Finalniederlage 2015 weniger gross als vor einem Jahr, als er Djokovic erst in fünf Sätzen unterlegen war. Dabei ist der Benjamin Button des Tennis‘ ein Jahr älter geworden. Doch was auf den ersten Blick paradox scheint, ist es auf den zweiten nicht. 2014 hatte der Maestro nicht die gleiche Stärke ausgestrahlt und nicht den Planeten mit einer Vorstellung wie gegen Andy Murray im Halbfinal fasziniert.»

SERBIEN

Nase Novine: «Jetzt weiss auch Roger: Novak ist der König von Wimbledon!»

Blic: «Stärker als die Provokateure. Djokovic hat noch einmal gezeigt, dass er dann am motiviertesten ist, wenn alle, oder jedenfalls die Mehrheit, gegen ihn sind.»

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