In Mailand eröffnet am kommenden Freitag die Expo 2015, welche ganz im Zeichen von Ernährungsfragen steht. 145 Länder werden bis zum 31. Oktober vertreten sein. Der Schweizer Pavillon ist bereits fertig.
Andere Länder können die Verspätung wohl aufholen. Drei Tage vor dem Expo-Start in der lombardischen Metropole laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. 9000 Arbeiter und Techniker sollen sicherstellen, dass aus der Grossbaustelle fristgerecht ein vorzeigbares Expo-Ensemble der teilnehmenden Länder wird.
Insgesamt sollen rund 20 Millionen Besucher binnen sechs Monaten zum Expo-Gelände im Mailänder Vorort Rho pilgern. Neun Millionen Eintrittsbillette wurden bereits verkauft – bis zum 1. Mai sollen es zehn Millionen sein, sagte der PR-Chef des Schweizer Pavillons, Andrea Arcidiacono.
Die Preise liegen zwischen 27 und 39 Euro – für Gruppen und Familien gibt es ermässigte Tarife. Die SBB organisiert Sonderzüge, die direkt bis zur Expo-Haltestelle Rho-Fiera verkehren.
Verspätung als Dauerthema
Mögliche Verzögerungen der Bauarbeiten bestimmten seit Wochen die Expo-Berichterstattung. Der «Corriere della Sera» schrieb noch Anfang April, dass die Arbeiten am italienischen Pavillon aufgrund von Korruption und einer überbordenden Verwaltung bei der Auftragsvergabe noch nicht abgeschlossen seien.
Expo-Kommissar Giuseppe Sala gab unterdessen Entwarnung: Alle 70 Pavillons der Weltausstellung könnten bis zum 1. Mai fertiggestellt werden, sagte er in der vergangenen Woche auf einer Medienkonferenz.
Die Schweiz gab als erstes Land die Zusage zur Expo-Teilnahme – die Arbeiten an ihrem Pavillon erledigte sie ebenfalls speditiv. Die helvetische Expo-Heimstätte konnte schon am 20. April der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Es handelt sich zwar um den drittgrössten Pavillon auf dem Gelände, doch nach aussen wirkt er schlicht und funktional.
Konsum hinterfragen
Im Zentrum der Schweizer Präsenz stehen vier Silotürme, die mit Wasser, Salz, Apfelringen und Kaffee gefüllt sind. Sie hatten in den vergangenen Monaten für Wirbel gesorgt: Der Wasserturm sollte ursprünglich mit Wasserflaschen von Nestlé gefüllt werden.
Nach den negativen Rückmeldungen habe man aber «gelernt» und biete im Turm nun Wasserbecher an, aus denen die Besucher lokales Trinkwasser trinken können, sagte der Chef der Schweizer Expo-Präsenz Nicolas Bideau in der vergangenen Woche.
In den Pavillons können sich die Besucher über die Folgen ihres Konsums bewusster werden. Denn alle feilgebotenen Ressourcen in den Türmen seien endlich, und wer sich vollständig mit den Schweizer Gratis-Produkten eindecke, lasse nichts mehr für spätere Besucher übrig, so Bideau.
Ernährung folgt auf Meeresschutz
«Den Planeten ernähren, Energie fürs Leben» – diesen Titel haben die Organisatoren der diesjährigen Leistungsschau verliehen. Die letzte Weltausstellung im südkoreanischen Yeosu widmete sich vor drei Jahren noch dem Erhalt der Küsten und Weltmeere.
An der Expo wird nicht nur über Ernährung gesprochen und reflektiert, sondern auch gespeist: Rund 150 Restaurants sind auf dem Gelände verteilt – sie stellen sich darauf ein, in Spitzenzeiten bis zu 250’000 Besucher mit den landestypischen Spezialitäten zu versorgen. Auch die Grosskonzerne McDonald’s und Coca Cola sind als Sponsor beziehungsweise mit eigenem Pavillon an der Expo vertreten.
Expo als Wendepunkt
Italien erhofft sich von der Weltausstellung einen Anschub für die seit Jahren kriselnde Wirtschaft. War Mailand bei ihrer seiner Weltausstellung 1906 noch Zugpferd einer aufstrebenden Industrienation, schien sich die Bankenmetropole in den vergangenen Jahren dem allgemeinen italienischen Abwärtstrend nicht widersetzen zu können.
Ministerpräsident Matteo Renzi schrieb unlängst auf seiner Facebook-Seite, dass Italien nach Jahren der Bewegungslosigkeit im Expo-Jahr wieder bereit sei, zu rennen. Von der Expo verspricht sich Italien Mehreinnahmen in Höhe von 10 Milliarden Euro, davon allein fünf für den Tourismussektor.
Höchste Alarmbereitschaft
In der Stadt herrsche mit Beginn der Expo die höchste Alarmbereitschaft, teilte der Sprecher der Mailänder Stadtgemeinde Franco D’Alfonso mit. 4000 Polizisten würden zusätzlich als Verstärkung einberufen.
Verschiedene italienische Medien berichteten unterdessen über die laschen Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen Mailand-Bresso. Das Flugfeld des als Expo-Zubringer geplanten Kleinflughafens sei problemlos zugänglich. Für einen Menschen mit bösen Absichten sei es «ein Kinderspiel», ein Flugzeug zu entführen, schrieb der Journalist Fabrizio Gatti , der Mitte April für das italienische Magazin «Espresso» vor Ort undercover ermittelte.