Malenas Welt: Ewige Jagdgründe

Das Internet hat alles. Ausser dem Unerwarteten.

Das unverzichtbare Deko-Vögelchen wurde auf dem Flohmarkt Petersplatz entdeckt – jeden Samstag von 7.30 bis 16 Uhr. (Bild: Nils Fisch)

Das Internet hat alles. Ausser dem Unerwarteten.

Früher konnte man mit einem Parfum aus Paris oder Turnschuhen aus Amerika noch auftrumpfen. Heutzutage kann man im Internet so ziemlich alles bestellen. Das ist praktisch, aber auch ein bisschen langweilig. Wer sich aber nach dem Ungewissen sehnt, nach der Spannung, ob er überhaupt etwas findet, das ihm gefällt, den zieht es auf eines der letzten Territorien, welche noch den Jagd- und Sammeltrieb befriedigen: den Flohmarkt. Hier ist alles möglich. Man kann mit der Kette nach Hause kommen, die man sich schon immer gewünscht hatte, ohne es zu wissen.

Man kauft das T-Shirt eines Textil-Grossverteilers, das man sich vor drei Saisons nicht gekauft hatte. Man findet die CD wieder, die genau das Lied enthält, welches vor 25 Jahren auf Kassette das Herz erwärmte. Oder man entdeckt nichts. Das macht aber auch nichts: neues Spiel, neues Glück!

Ganz früh oder ganz spät

Regelmässige Flohmarktgänger haben eigene Strategien entwickelt, um ihren Jagdausflug erfolgreich zu gestalten. Einige schwören darauf, beim ersten Hahnenschrei zu beginnen, um die besten Sachen zu ergattern. Manche wiederum kommen spät, um so einen besonders guten Preis zu erzielen. Einige schwören darauf, riesige Kleiderhaufen zu durchwühlen, andere auf den Händler ihres Vertrauens.

Natürlich hat das Internet auch dieses Konzept zu bieten, Ebay oder Ricardo heissen die Seiten, auf welchen es gebrauchte Dinge zu ersteigern gibt. Auch spannend, ja, aber einen entscheidenden Unterschied gibt es. Die Wetterkomponente fällt weg: Scheint die Sonne, findet der Markt statt? Oder muss man sich wieder eine Woche gedulden?

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 10.05.13

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