Malenas Welt: Hoffnungslos zivilisiert

Eine Box allein macht noch keinen guten Stil.

(Bild: hansjoergwalter.com)

Nicht alles, was in Boxen verrichtet wird, hat auch Stil.

Wer zivilisiert ist, der isst mit Messer, Gabel oder mit Stäbchen, besagt eine Regel, die zivilisierte Menschen erfunden haben. Dieses eiserne ­Gesetz gerät ins Wanken, seit der moderne Mensch sich zum Essen nicht mehr unbedingt an einen gedeckten Tisch setzt, sondern irgendwo (mit Pech zwischen Tram und Schreibtisch, mit Glück am Rhein oder im Park) irgendetwas verdrückt, das er mit den Händen ­halten kann.

So geht es nämlich schneller, schliesslich muss gearbeitet werden oder zumindest im Internet nachgeschaut, was es so Neues gibt. Die Auswahl an Fingerfood ist gross, da wären die Klassiker wie «Yklemmti», Pizzas, Dürums oder Döner Kebab, Burger, Pommes, ­Wähen, dazu neuere Erfindungen wie Wraps.

Einzig die Salat- oder Suppenfraktion greift weiterhin zum Besteck. Vor nicht allzu langer Zeit hat sie Zuwachs bekommen. Die Zutaten des Döners, eigentlich ein typisches Fingerfood, werden in der Dönerbox ihrer schützenden Fladenbrothülle beraubt und in beschichtete Pappe mit buntem Aufdruck gehäufelt, Fleisch, Salat, Tomate, Zwiebel, Pommes frites und nach Wunsch scharf, dann Sosse drüber, Gabel dazu, fertig. Zugegeben, es mag einfacher sein, aus der Box zu essen, als sich mit der Rolle herumzuschlagen, die immer irgendwo bröckelt oder tropft.

Dinge, die in Boxen verrichtet werden, mögen vielleicht allgemein zivilisierter sein. Aber sie haben etwas Trauriges, hoffnungslos Zweckmässiges. Solange es in Basel bei der Dönerbox bleibt, vermag wenigstens der Satz zu trösten, mit dem Erziehungsberechtigte mäkelige Kinder besänftigen: Im Magen kommt ja sowieso alles zusammen.

Dönerbox, zum Beispiel beim Steine-Grill, Steinentorstrasse 26, für Fr. 10.–; der unzivilisierte Döner im Fladenbrot ist bereits für Fr. 8.– zu haben.

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 27.09.13

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