Malenas Welt: Optimierte Bürger

Ohne Geruchs- und Geschmackssinn könnten wir uns viel Ärger ersparen.

Wenn man einen Posten in der Regierung innehat, fühlt man sich wahrscheinlich wie die Eltern einer riesigen, unvernünftigen Kinderschar im Teenageralter, die sich amüsieren will, ganz egal, wie sehr ihr das schadet. Auf jeden Fall besteht Verbesserungspotenzial.

So wird vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft irgendeine allzu fortschrittsgewandte Regierung auf die Idee kommen, die Menschen noch mehr zu optimieren, als man es sowieso schon tut (alle Wein- und Biertrinker sollten ihre Gläser gut festhalten, die Raucher haben die Bars bereits verlassen). Wahrscheinlich müssten der Geschmacks- und der Geruchssinn dranglauben.

Augen und Ohren sind unverzichtbar für die meisten modernen Arbeitsbienen, schliesslich müssen sie E-Mails schreiben und telefonieren. Riechen und Schmecken hingegen sind in den meisten Jobs eher ein Luxus, der nur vom Arbeiten ablenkt, weil man ihn nur für überflüssige sinnliche Genüsse braucht: Essen, Trinken, Körperpflege.

Auf Letztere könnte man ohne Geruchssinn getrost grösstenteils verzichten, stört eh keinen mehr. Und wenn man sieht, was Menschen in Fast-Food-Restaurants und an Convenience Food zu sich nehmen, ist der Geschmacks­sinn wohl bereits freiwillig dabei, sich zurückzuentwickeln. Ist er dann ganz weg, kann man sich von mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherten Dingen aus dem 3-D-Drucker ernähren.

Niemand hat mehr Übergewicht, weil Essen keinen Spass mehr macht – ein weiterer Etappensieg auf dem Weg zum perfekten Menschen. Als Nächstes wächst dann allen ein Fahrradhelm.