Vor dem Fussballspiel des Jahres servieren wir den Soundtrack dazu: Sieben Lieder aus Manchester: Von Joy Division über Oasis bis Elbow. Denn schöne Songs singen, das können sie, die Mancunians. Also abgesehen von David Beckham und Roy Keane, die als Sänger keine gute Figur gemacht haben. Aber hören Sie selber!
Vor dem Fussballspiel des Jahres servieren wir den Soundtrack dazu: Sieben Lieder aus Manchester: Von Joy Division über Oasis bis Elbow. Denn schöne Songs singen, das können sie, die Mancunians. Also abgesehen von David Beckham und Roy Keane, die als Sänger keine gute Figur gemacht haben. Aber hören Sie selber!
1. New Order: «Blue Monday», 1983
In den 70er-Jahren schüttelte sich eine Band aus Manchester in die Herzen der Musikliebhaber: Joy Division. Obacht, der Titel trügt. Joy Division lieferten keinen prähistorischen Soundtrack zur Spassgesellschaft. Im Gegenteil: Ihre Musik war dunkel wie die Atmosphäre zwischen den Backsteinhäusern, in denen sie aufgewachsen waren. Düster auch das Ende der Band: Sänger Ian Curtis nahm sich 1980 das Leben. Die anderen Musiker machten unter dem Namen New Order weiter – und lieferten mit ihrem Song «Blue Monday» eine Blaupause für das, was Ende der 80er-Jahre unter dem knalligen Begriff «Madchester» die Welt eroberte: Ekstase durch Tanzmusik. Oder Tanzmusik auf Ecstasy. Kam drauf an, wie man drauf war. Musik jedenfalls, mit der man gerne in die Verlängerung ging.
2. The Smiths: «This Charming Man», 1983
Wir wollen ja die Oasis-Fans nicht ärgern, aber für manch einen britischen Musikkritiker ist diese Band hier die wichtigste, die Manchester je hervorgebracht hat: The Smiths. Der NME krönte sie 2004 gar zur einflussreichsten britischen Gruppe, noch vor den Beatles aus Liverpool. Kein Wunder: Hören Sie sich dieses Lied an und Sie merken, wo beispielsweise die New Yorker Strokes ihre Rhythmen herhaben! So brachten die Songschmiede um den charismatischen Sänger Morrissey schon in den 80er-Jahren die ganze Insel zum Hüpfen. Charmant ihr Schrammelrock, aufrüttelnd die Titel: «Meat Is Murder» etwa, oder «The Queen Is Dead». Sollte Ihnen auf dem Weg zum Stadion ein ManU-Fan rüpelhaft erscheinen, erinnern Sie Ihn höflich an Morrisseys Worte: «This Charming Man». Im Gedanken an dieses Lied wird selbst der härteste Hooligan weich und mit Ihnen romantisch durch den Regen tanzen. Hoffen wir zumindest. Für Sie.
3. David Gray: «Shine», 1993
Dass David Gray aus Manchester kommt, geht gerne mal vergessen. Musikalisch würden ihn viele in Irland verorten, wo er auch tatsächlich die grösste Fanschar hat. Als Vorgeschmack auf das Spiel erinnern wir uns gerne an einen frühen Song von Gray, «Shine» von seinem Debütalbum im Jahre 1993. Damals, als Grays Sound noch richtig schön ungeschliffen daher kam, seine Stimme viel unverfälschter durch Mark und Bein gehen konnte. So wie Roy Keane zu seinen bösesten Zeiten, doch das ist nochmals eine ganz andere Geschichte, auf die wir am Ende dieser Liste eingehen werden.
4. Oasis: «Champagne Supernova», 1996
Wenn es überhaupt eine Band in dieser Liste gibt, die eine tiefe Verbindung mit Basel hat, dann wohl Oasis (RIP). Bereits 2002 outete sich Noel Gallagher im «Blick» als FCB-Sympathisant der wenn nicht ersten, so sicher zweiten Stunde. Und hat nicht sein Bruder Liam erst im Juli 2011 das volle Leben in der Steinenvorstadt ausgekostet, als er in «Jerry’s Bar» einen Boxkampf am TV verfolgte? Ausserdem: Champagne Supernova passt irgendwie zu einem Abend, an dem der FCB ein paar Flaschen entkorken dürfte, so er denn die United schlägt. Was der Text bedeuten könnte, fragen Sie bitte ihren Arzt oder Therapeuten. Noel sagte mal: «Psychedelischer kann ich kaum werden.» Und «slowly walking down the hall – faster than a canonball» geht ja eher in Richtung: Dunkel wars, der Mond schien helle. Warum die beiden zerstrittenen Gallaghers in der Ferne mit dem FCB mitfeiern könnten, jeder für sich natürlich, ist schnell erklärt: Sie sind beide Fans von Manchester City. Wobei – da haben sie am Mittwoch einiges an Trauerarbeit zu erledigen, wenn City gegen die Bayern ausscheidet.
5. The Verve: «Bitter Sweet Symphony», 1996
Vor lauter Oasis geht vergessen, dass noch eine andere Band aus Manchester in der Britpop-Ära die Welt eroberte: The Verve. Bei ihrem grössten Hit war quasi die Hand Gottes im Spiel, weil sie sich unlauterer Mittel bedienten, um diesen Volltreffer zu landen: des Samplings. Die markanten Streicher entliehen The Verve nämlich einer Aufnahme der Rolling Stones. Es kam zum Rechtsstreit mit Stones-Manager Andrew Loog Oldham, The Verve gingen am Ende leer aus. Geblieben ist eine prächtige Hymne. In ihrem zweiten grossen Hit singt Sänger Richard Ashcroft übrigens, dass «the drugs don’t work.» Falls das auch bei ManU der Fall wäre, also Wayne Rooney trotz Isostar nicht so recht aus den Startlöchern käme: Nevermind! Wir hätten für einmal nix dagegen, wenn die «Bitter Sweet Symphony» mit den Charterflügen nach Manchester zurückkehrt.
6. Elbow: «One Day Like This», 2008
Nie in der Geschichte des Musikvideos stand einer eleganter im Hoodie an einer Strassenkreuzung, selten klang Manchester so filigran. Elbow haben der britischen Popmusik nach den lauten, nöligen Britpop-Jahren der 90er die Eleganz zurückgegeben. «One Day Like This» ist einer ihrer ganz grossen Songs, mit viel Streichern und extraviel Pathos – genau die richtige Untermalung für eine epische Fussballnacht.
7. The 1999 Manchester United Squad: «Lift It High», 1996
Der FCB kann froh sein, muss er nicht gegen den 1999er-Jahrgang von Manchester United ran. Im Sturm wirbelten Yorke und Cole, dahinter zauberten die jungen Scholes, Beckham und Giggs, im Tor stand Peter Schmeichel, Captain war der beinharte Roy Keane. Auf dem Platz war dieses Team eine Wucht, gewann Liga, Ligacup und Champions League. Von letzterem Sieg kann ein anderer FCB ein Lied singen. Und doch ist die Chance gross, dass dieses Klagelied noch besser klänge als jenes, das The 1999 Manchester United Squad damals veröffentlicht haben. Man nehme ein paar Britpop-Akkorde, eine Horde unmusikalischer Fussballer, fertig ist der Hit des Grauens. Und jetzt alle: We’re gonna lift it hiiiiiiigh!