Mann Jahrzehnte nach Verschwinden von Kasino-Erbin verurteilt

Mehr als 35 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden einer Kasino-Erbin ist in Frankreich ihr damaliger Liebhaber zum zweiten Mal des Mordes schuldig gesprochen worden. Ein Geschworenengericht in Rennes verurteilte den heute 76-jährigen Mann am Freitag zu 20 Jahren Haft.

Verurteilter (r.) verlässt Gerichtsgebäude in Rennes (Bild: sda)

Mehr als 35 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden einer Kasino-Erbin ist in Frankreich ihr damaliger Liebhaber zum zweiten Mal des Mordes schuldig gesprochen worden. Ein Geschworenengericht in Rennes verurteilte den heute 76-jährigen Mann am Freitag zu 20 Jahren Haft.

Die Erbin eines Kasinos im südfranzösischen Nizza, war 1977 auf mysteriöse Weise mit ihrem Auto verschwunden – weder sie noch das Fahrzeug wurden jemals wiedergesehen.

Zuvor hatte die damals 29-Jährige ihren Anteil an dem von ihrer Mutter geführten Kasino Palais de la Méditerranée für drei Millionen Francs an einen Konkurrenten verkauft, in der Folge kam es zu einer feindlichen Übernahme des Kasinos.

Das Geld wurde auf ein gemeinsames Genfer Konto der Erbin und ihres Liebhabers überwiesen – eines Anwalts, der sie zum Verkauf ihrer Kasino-Anteile überredet hatte. Nach dem Verschwinden der jungen Frau überwies der Mann das Geld auf ein Konto unter seinem Namen.

Zum Tatzeitpunkt angeblich in der Schweiz

Er wurde unter Mordverdacht festgenommen, dann aber wieder auf freien Fuss gesetzt – eine andere Geliebte hatte ausgesagt, zum mutmasslichen Tatzeitpunkt mit ihm in der Schweiz gewesen zu sein. 1985 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen den Anwalt eingestellt.

Nachdem die Entlastungszeugin Ende der 90er Jahre ihre Aussage zurückzog, wurde das Verfahren neu aufgerollt. 2006 wurde der Liebhaber freigesprochen, in einem Berufungsprozess im folgenden Jahr aber schuldig gesprochen und zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Vergangenes Jahr dann urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg, das Verfahren gegen den Angeklagten sei nicht fair gewesen. Daraufhin wurde in Frankreich ein neuer Prozess angesetzt, er kam in der Zwischenzeit auf freien Fuss.

In dem vor knapp einem Monat eröffneten mittlerweile dritten Prozess bezichtigte ein Sohn des Angeklagten diesen dann überraschend des Mordes. Das hätten ihm seine Eltern einst gesagt, was die Mutter im Gerichtssaal bestritt.

Keine handfesten Beweise

Handfeste Beweise gegen den 76-Jährigen fehlten. Der Staatsanwalt zeigte sich in seinem dreistündigen Schlussplädoyer am Donnerstag aber überzeugt von der Schuld des früheren Anwalts. Dieser stehe im Zentrum der Affäre, alles deute auf ihn.

Niemand sonst habe ein Interesse am Verschwinden der jungen Frau gehabt, sagte der Staatsanwalt, der in seinem Plädoyer darlegte, warum in seinen Augen nur ein Mord mit dem Angeklagten als Täter das Verschwinden der Frau erklären könne.

Der Staatsanwalt forderte 20 Jahre Haft. Die Geschworenen verhängten am Freitag nach mehr als siebenstündigen Beratungen genau dieses Urteil.

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