Marco Schönbächler avanciert beim 2:1-Sieg des FC Zürich gegen Osmanlispor in der Europa League zur grossen Figur. Der lange verletzt gewesene Urdorfer brilliert mit einem Solo über das halbe Feld.
Er war auf dem Weg nach weit oben und fiel dann weit hinunter, verpasste wegen einer rätselhaften Verletzung mehr als eine ganze Saison und bangte zwischenzeitlich um seine Karriere. Der Fall begann just als es ihm sportlich am besten lief, er beim FCZ ein Leistungsträger geworden ist, den Sprung ins Nationalteam schaffte und namhafte Klubs aus der Bundesliga ihr Interesse an ihm bekundeten. Eine vermeintlich harmlose Verletzung in der Becken- und Leistengegend erwies sich als kompliziert und langwierig, als Karriereknick.
Was im Frühjahr 2015 begann, führte Schönbächler in den kommenden Monaten von Arzt zu Arzt und von Physiotherapeut zu Physiotherapeut. Erst ein englischer Spezialist erkannte nach über einem Jahr den Grund für die Schmerzen, die ihn nicht mehr losliessen und zunahmen, sobald er im Training die Intensität erhöhte. Der Leistungsträger wurde zum Zuschauer, verlor seinen Status im Team, musste ohnmächtig mitansehen, wie der FCZ ins Bodenlose fiel. Er musste bei Null beginnen, in der Challenge League. Weit unten für einen Begabten wie ihn, der sein Talent eben erst auszuschöpfen begonnen hatte.
Und nun das. Nach einigen Teil-Einsätzen in der Challenge League, nur einem von Beginn weg, brilliert der inzwischen 26-Jährige in der Europa League gegen Osmanlispor. Für Roberto Rodriguez im linken Mittelfeld in die Startelf gerückt, zeigt er sogleich, dass er bereit ist. Nach neun Minuten sorgt er mit einem Schlenzer, den Zydrunas Karcemarskas im Tor der Türken zur Seite abprallen lässt, ein erstes Mal für Gefahr. Nach 25 Minuten wird er im Strafraum gefoult, worauf Dzengis Cavusevic, der später zum 2:1 doch noch trifft, den fälligen Penalty verschiesst.
In der 45. Minute dann setzt er zu einem Solo an, das in einem Traumtor gipfelt. Er schnappt sich in der eigenen Platzhälfte einen Befreiungsschlag von Burim Kukeli, spielt im Höchsttempo drei Türken aus und veredelt das Kunstwerk mit dem Treffer zum 1:0.
«Ein wunderschönes Tor, wohl eines der schönsten in der Europa League. Das tut ihm sehr gut», freute sich Trainer Uli Forte für seinen lange verletzt gewesenen Schützling. Und «Schönbi»? Der war selbst überrumpelt von seinem Streich, meinte: «Es ging alles sehr schnell. Das muss ich mir zuerst noch einmal anschauen.» In aller Ruhe will er das tun, so wie er sich auf dem Weg zurück zu alter Stärke die nötige Zeit gibt. «Ich bin noch nicht da, wo ich hin will. Ein paar Prozente fehlen noch», sagt er. Es sind Worte, die auch schon pessimistischer klangen.