Ein neues Rollenspiel mit Mario & Luigi? Ein weiteres Highlight für den Nintendo 3DS ist erschienen. Ich habe es für euch getestet.
Nach dem hervorragenden Animal Crossing – New Leaf steht mit MARIO & LUIGI: DREAM TEAM BROS. schon das nächste potentielle Highlight für den Nintendo 3DS in den Regalen. Endlich scheint die kleine Spielkiste das verdiente Futter zu bekommen, das sie vor dem Verschwinden in der Bedeutungslosigkeit bewahrt …
Mario wird generell mit Jump’n Run Spielen assoziiert, höchstens noch die irren Gokart-Rennen der Mario-Kart-Reihe werden dem schnurrbärtigen Klempner zugeordnet. Nun hat er also wieder mal (nach zwei Abenteuern auf dem DS und einem auf GameBoy Advance) die Hauptrolle in einem Rollenspiel übernommen. Ihm zur Seite steht der grüngewandete Bruder Luigi – Mario & Luigi als Rollenspiel? Funktioniert das Konzept noch? Ja, tut es – und es ist sogar höchst unterhaltend.
Die Einladung in die Ferien auf Pi’illo Island ist ein wenig seltsam. Sie erinnert eigentlich eher an eine Entführung. Prinzessin Peach, Mario, Luigi, Toad und Co. fliegen zur mysteriösen Insel und schon geht’s drunter und drüber. Prinzessin Peach wird mal wieder entführt. Die Crew ist ratlos. Dann legt sich Faulpelz Luigi auf ein versteinertes Kissen und erweckt einen gefangenen Traum-Prinzen zum Leben. Der berichtet von einem uralten bösen Wesen, das die Prinzessin geraubt habe. Mario und Luigi legen los, um das Böse zu besiegen. Zu allem Übel taucht auf einmal auch noch Marios Erzfeind Bowser auf und macht sein alleiniges Recht geltend, die Prinzessin zu entführen …
Die Geschichte von MARIO & LUIGI: DREAM TEAM BROS. vermag es, ein banales Grundgerüst immer wieder abwechslungsreich zu gestalten. Insbesondere der plötzliche Auftritt von Bowser ist äusserst witzig. Ein grosser Teil des Spiels ist in der Traumwelt angesiedelt, welche nur über Luigi betreten werden kann.
Hier kommt nun eine Meta-Ebene hinzu: Weil man eben quasi Luigis Träume «spielt», ist er es auch, der sie dominiert. So finden sich immer wieder sogenannte «Luiginary Works». Das sind riesige Elemente der Spielwelt, in die Luigi schlüpft und sie dann steuert. Man muss sich das in etwa vorstellen wie ein netter Freddy Krüger. Mal verwandelt er sich in einen riesigen Baum, dessen Äste über Luigis Schnurrbart in der realen Welt zu riesigen Armen erweckt werden. Oder Traum-Luigi hüpft in eine Traumsternenkonstellation, der echte wird an der Nase gekitzelt, niest, und in der Traumwelt wird die ganze Welt vom Wind eine Ebene nach vorne geschoben. Das klingt jetzt furchtbar wirr, funktioniert im Spiel aber ganz hervorragend. Mit einem Bild wird es vielleicht ein wenig anschaulicher:
An Luigis Schnauzer zurren vollbringt Magisches in der Traumwelt.
Im oberen Screen ist das Luiginary Work – unten zieht Starlow am Schnurrbart, darauf bewegt sich der Ast des Luigi-Baumes.
Im Gegensatz zum aus der isometrischen 3D-Perspektive gespielten Hauptteil finden die Traumsequenzen in einer klassischen 2D Seitenansicht statt. Wenn es dann aber an einen Gegnerkampf geht, wechselt das Spiel immer in eine Pseudo-3D-Ansicht. Gekämpft wird rundenweise. Das Kampfprinzip ist äusserst simpel: Man wählt entweder einen Gegenstand, einen Angriff oder flieht. Die Angriffe müssen genau getimt werden. In der Realwelt wird mit Luigi und Mario abwechslungsweise gekämpft, in der Traumwelt steuert man Mario alleine, während Luigi als Traumfigur Mario zur Seite steht.
Die Unterstützung von Luigi in den Traumwelten ist der spassigste Teil der Kämpfe. Luigi verwandelt sich beispielsweise in Dutzende Mini-Luigis, die wie in einem Katamari-Spiel zu einem Ball aufgerollt und in die Gegner gekegelt werden. Oder die Luigis türmen sich zu einem riesigen Menschenturm auf und bringen ganze Levelelemente zum Einsturz. Hier spielen die Entwickler die kreativen Möglichkeiten einer Traumwelt voll aus. Die entsprechenden Effekte sind stets grafisch ansprechend umgesetzt und witzig.
Überhaupt ist die Grafik absolut einwandfrei – flüssig, die Ladezeiten sind angenehm und der 3D-Effekt wird stilvoll eingesetzt. Die Musik ist serientypisch simpel-genial und die Mario-Brüder brabbeln lustige pseudo-italienische Wortfetzen vor sich hin. Die Spielwelt ist ansehnlich gross: Mit mindestens 30 Stunden Spielzeit bekommt man ordentlich Spielspass fürs Geld geboten.
Abgesehen von anfangs nervigen Tutorials und der Gefahr, dass das Spiel etwas eintönig werden kann, wenn man viele Stunden am Stück spielt, gibt’s an MARIO & LUIGI: DREAM TEAM BROS. kaum etwas auszusetzen. Für Hardcore-Gamer ist der Schwierigkeitsgrad wohl etwas tief – aber dem Spielspass tut dies absolut keinen Abbruch.
Endlich beginnen die angekündigten Bemühungen Nintendos, ihre beiden Konsolen etwas tatkräftiger zu unterstützen, Früchte zu tragen. Wer einen 3DS besitzt, MUSS MARIO & LUIGI: DREAM TEAM BROS. haben.
PS: Ich habe das Spiel in der englischen Version getestet – da heissen die Traumwesen Pi’illo (von Pillow). In der deutschen sind sie «Kisse» (was weit weniger kreativ ist).
Spieltrieb-Faktor: 8 von 10
Titel: Mario & Luigi: Dream Team Bros.
Plattform: Nintendo 3DS
Spieler: 1
PEGI: Ab 3 Jahren
Preis: ca. 59 Franken
Das Cover.