Der Basler Strafrechts-Expert Mark Pieth erhebt schwere Vorwürfe gegen die Uefa, Michel Platini sowie den Deutschen Fussball-Bund DFB. Den von der Fifa ernannten Chef der Ethikkommission, Michael Garcia, sei gegen seinen Willen eingesetzt worden.
Mark Pieth ist nicht zufrieden, wie der Reformprozess des Weltfussballverbandes Fifa voran schreitet. Der Basler Strafrechts-Experte hatte als Vorsitzender einer unabhängigen Reformgruppe Vorschläge für eine transparentere Organisation der Fifa vorgelegt. Doch diese würden von Europas Fussballfunktionären torpediert, sagte Pieth in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung».
«Und zwar von allen Europäern, einschliesslich Deutscher Fussball-Bund», sagte Pieth, der in der Fifa Reformen im Kampf gegen Korruption und für mehr Transparenz durchsetzen soll. Über Uefa-Präsident Michel Platini und andere europäische Blockierer sagte Pieth: «Die denken nur an ihre eigene Macht, die denken nicht über ihre eigene Nasenspitze hinaus.»
«Die Uefa demontiert die Reform»
Pieth hält es für notwendig, dass jede Person, die in ein Fifa-Komitee einrückt, sich einer Ethik-Prüfung stellen muss.«Aber was passiert? Die Europäer sagen: Brauchen wir nicht. Wir machen diese Prüfung selber. Aber wenn Europa das nicht will, müssen Afrika, die Karibik, Südamerika das auch nicht machen. Es braucht aber jemanden im Zentrum, der sagt: Moment mal, diesen Typen nehmen wir nicht», sagte Pieth.
Auch gegen die geplante Amtszeitbeschränkung für Mitglieder des Fifa-Vorstandes gebe es Widerstand aus Europa: «Und dann lese ich Schlagzeilen wie: Uefa will mehr Reform. Im Gegenteil: Europa, die Uefa, die demontieren die Reform.»
Scharfe Kritik übte der Jurist auch an der Ernennung von Michael Garcia als Chef der Ethikkommission, den Pieth nicht auf diesem Posten hatte haben wollen: «Garcia war nicht auf unserer Liste.»
Sexismus und politische Ränkespiele
Einzig politische Gründe hätten gegen den von ihm favorisierten Kandidaten, den Argentinier Luiz Moreno Ocampo, gesprochen, den langjährigen Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag: «Wenn Sie die Leute im Fifa-Vorstand anschauen, waren viele verbandelt mit ehemaligen Diktatoren. Und die große Leistung von Ocampo war, bevor er nach Den Haag kam, dass er die Diktatoren von Argentinien, die den Falklandkrieg losgetreten hatten, vor Gericht brachte. Sein Hintergrund ist der Kampf gegen faschistische Diktatoren.»
Als Nummer 2 habe er auf seiner Liste Sue Akers von Scotland Yard gehabt: «Aber da haben die älteren Herren in der Fifa gesagt: Bei einer Frau sollen wir beichten, dass wir etwas Böses getan haben? Nein! Da verlangt ihr zu viel!»