König Mohammed VI. von Marokko hat den Generalsekretär der islamistischen Partei für Recht und Entwicklung (PJD), Abdelilah Benkirane, zum Ministerpräsidenten ernannt. Die PJD hatte am vergangenen Freitag bei der Wahl die meisten Sitze im marokkanischen Parlament gewonnen.
Wie die staatliche Nachrichtenagentur MAP meldete, hatte der Monarch am Dienstag den 57-jährigen Benkirane in der Kleinstadt Midelt im Zentrum des Landes empfangen und mit der Bildung einer Regierung beauftragt. Damit hat Marokko erstmals in seiner Geschichte einen islamistischen Ministerpräsidenten.
Amtseid abgelegt
Bei der Zeremonie in Midelt legte der 57-jährige Benkirane vor dem König seinen Amtseid ab, wie ein Beobachter berichtete. Die PJD hatte bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am Freitag 107 der 395 Sitze im Parlament erhalten und war damit stärkste Kraft in der Volksvertretung geworden.
König Mohammed VI. muss seit einer Verfassungsänderung im Sommer den Regierungschef aus den Reihen der Partei mit den meisten Stimmen ernennen. Gemäss der Verfassung steht die Regierung unter strenger Kontrolle des Königs.
Der neue Regierungschef hatte nach seinem Wahlerfolg angekündigt, eine Koalitionsregierung bilden zu wollen. Er sprach sich für ein Bündnis unter anderem mit der konservativ-nationalistischen Unabhängigkeitspartei (Istiqlal) des bisherigen Ministerpräsidenten Abbas al-Fassi und den Sozialisten (USFP) aus.
Die neue Regierung sieht sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber: Die soziale Unzufriedenheit ist gross, die Arbeitslosenrate ist hoch, insbesondere unter Jugendlichen und jungen Akademikern, und das Haushaltsdefizit dürfte Ende des Jahres sechs Prozent erreichen.