Martin Buser (59) erreicht am berühmtesten Schlittenhunderennen der Welt den Zielort in der ehemaligen Goldgräber-Hochburg Nome nach neun Tagen, 15 Stunden und 14 Minuten.
Damit klassierte sich der gebürtige Winterthurer am Iditarod im 32. Rang. Ein besseres Abschneiden blieb den Hunden von Buser versagt, da diese schon bald Probleme mit der Nahrungsaufnahme bekundeten.
Dabei hatte Buser den berühmtesten Langdistanz-Event in Alaska im Frühstadium zwischenzeitlich angeführt. Bald aber forcierte Buser nichts mehr, machte sich zwischenzeitlich gar Gedanken ums Aufgeben. «Es ging dann nur noch ums Durchkommen», sagte Buser bei seiner Ankunft.
Damit sein Team es bis ans Beringmeer schaffte, sang Buser den Vierbeinern immer mal wieder ein Ständchen, kraulte sie in den Rast-Unterbrüchen an ihren individuell bevorzugten Stellen. Es lohnte sich: Mit nunmehr 32 ununterbrochenen Iditarod-Teilnahmen und Beendigungen in Folge (34 insgesamt) baute Buser die von ihm gehaltene Bestmarke im «Super Bowl des Schlittenhunde-Sports» weiter aus.
In Alaskas Ruhmeshalle für Sport
Buser lebt seit 1979 in Alaska. Seit knapp einem Jahrzehnt ist er amerikanisch-schweizerischer Doppelbürger. Und Anfang Jahr wurde er unter anderem auch wegen seiner Bestmarke in Sachen Beständigkeit in Alaskas Sport-Ruhmeshalle aufgenommen worden.
Denn Buser ist wie beispielsweise der diesjährige Zweite Dallas Seavey (30) vierfacher Iditarod-Champion. Rekordsieger in der 45-jährigen Iditarod-Geschichte ist Rick Swenson, der es gar auf fünf Titel brachte.
Buser ist ausserhalb der Saison als Musher (= Schlittenhundeführer) unter anderem auch als Motivations-Speaker erfolgreich. Alles unter dem Mantra: «Arbeite hart und gebe niemals auf im Land der letzten Grenze.» Buser selbst hatte das Iditarod 1992, 1994, 1997 und 2002 (in damaliger Rekordzeit, die neun Jahre hielt) gewonnen. Bei seinem ersten Triumph 1992 war Buser der erste Musher, der die damals 1259 Meilen in weniger als elf Tagen zurücklegte. Buser beendete das Iditarod zudem auch noch dreimal als Zweiter.
Mitch Seavey – Unbezwingbarer Veteran
Nur zwei Jahre jünger als Buser ist der diesjährige Gewinner und nunmehr dreifache Champion Mitch Seavey, der Vater des Zweiten sowie Vorjahresgewinners Dallas Seavey, der in der Rekordzeit von acht Tagen, drei Stunden und vierzig Minuten finishte. Diesmal führte die Strecke wegen Schneemangels von Fairbanks statt von Willow nach Nome – wie schon 2003 und 2015. Die Änderung bedeutet einen höheren Streckenanteil über gefrorene Gewässer, die auch ein grosses Wagnis darstellen können.
Für Seaveys Huskys verlief die Reise bei Temperaturen von bis zu Minus 30 Grad indes problemlos. «Ich bin noch nie in meinem Leben mit meinen Hunden eine so grosse Strecke so schnell gereist. Manchmal war es für mich selbst beängstigend», sagte Seavey nach den rund 1700 km. «Wichtig war, dass sie mir vertrauen, wann sie essen und ruhen sollten.»
Rekordverdächtiger Energieverschleiss
Untersuchungen zufolge verbrennt ein Husky an Iditarod-Renntagen rund 15’000 Kalorien, also deutlich mehr als ein Radprofi bei seinen täglichen Mühen an der Tour de France. Mitch Seavey erhielt dank dem Speed und Durchhaltewillen seiner Vierbeiner einen Siegprämie von 71’250 Dollar und einen neuen Geländewagen für seinen Triumph.
Weder Buser noch Seavey, der seinen Rekord als ältester Iditarod-Gewinner ausbaute, sehen ein Ende ihrer Laufbahn in Sichtweite. Mitch Seavey sagt: «57 ist nicht alt. Meine mentale Verfassung und mein Sinn für Humor sind ausgeprägter als früher. Und in diesem Jahr habe ich während dem Rennen dank meinen Vierbeinern mehr geschlafen als früher. Wie lange ich noch weitermache? Das weiss ich nicht, doch ich habe bis jetzt noch nichts Interessanteres gefunden.»
Dopingproben der Huskies
Die am Iditarod teilnehmenden Vierbeiner werden Gesundheits- und Dopingtests unterzogen. Unterwegs reduziert sich ein Team (zum Start 16 Hunde) laufend; aus taktischen oder gesundheitlichen Gründen werden an den Checkpoints Teammitglieder den Veterinären überlassen oder von diesen aus dem Rennen genommen.
Schneewirbelstürme, sogenannte Blizzards, brüchiges Eis bei Gewässer-Überquerungen oder den Trail versperrende Elche sind potenzielle Gefahren, mit denen die Iditarod-Teams bei klirrender Kälte konfrontiert werden.
Buser hat im Verlaufe seiner Iditarod-«Reisen» schon zahllose Abenteuer gemeistert, dabei auch trotz körperlichen Beeinträchtigungen und persönlichen Belastungen stets gefinisht. Im Vorjahr beispielsweise waren seine Gedanken bei seinem ältesten Sohn Nikolai (28). Dieser war wenige Wochen vor dem Iditarod in Seattle unverschuldet in einen Autounfall verwickelt worden. Nikolai Buser befand sich dann lange Zeit in kritischem Zustand. Im letztjährigen Iditarod war Buser dann auch noch körperlich durch eine Lungen-Entzündung geschwächt. Am Ende resultierte damals der 37. Rang.