Eine radikale türkische Marxistengruppe hat sich zu dem versuchten Anschlag auf den ehemaligen Sultanspalast Dolmabahçe in Istanbul bekannt. Die verbotene Revolutionäre Volksbefreiungs-Parteifront (DHKP-C) teilte mit, eines ihrer Mitglieder habe den Angriff verübt.
Die «bewaffnete Aktion wurde von einem unserer Kämpfer ausgeführt», hiess es in der Mitteilung vom Freitag.
Nach Angaben des türkischen Fernsehens wurde der unmittelbar nach dem Anschlag festgenommene Mann am Freitagmorgen von der Polizei verhört. Er hatte am Donnerstagnachmittag zwei Granaten auf Polizisten geworfen, die vor dem historischen Gebäude Wache hielten.
Die Granaten explodierten jedoch nicht, es wurde niemand verletzt. Die Zeitung «Hürriyet» berichtete, der Angreifer habe nach seiner Festnahme Parolen zur Unterstützung der DHKP-C ausgerufen.
Die Gruppierung erklärte, die Tat sei die Vergeltung für den Tod des jungen Demonstranten Berkin Elvan. Der Teenager war bei den Protesten gegen die türkische Regierung im Mai und Juni 2013 in Istanbul bei einem Polizeieinsatz schwer verletzt worden. Er lag monatelang im Koma, bis er im März 2014 starb.
Die Gruppe bezeichnete die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) als «Mörder» Elvans. «Der damalige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat das Massaker angeordnet», erklärte die DHKP-C.
Touristenattraktion
Der frühere osmanische Sultanspalast am Bosporus ist eine der grössten Touristenattraktionen in Istanbul. Er ist heute ein Museum. In einem Nebengebäude befinden sich die Istanbuler Büros und Empfangsräume des türkischen Ministerpräsidenten.
Regierungschef Ahmet Davutoglu soll sich am Neujahrstag nicht in dem Gebäude aufgehalten haben. Erdogan, der sich die Büros während seiner Zeit als Ministerpräsident hat einrichten lassen und seit seinem Amtsantritt als Staatspräsident im August 2014 noch kein neues Büro in Istanbul hat, nutzt die Räume gelegentlich ebenfalls weiter.
Die DHKP-C wird von der Türkei, der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft. In den vergangenen Jahren hat die Gruppe mehrere Anschläge in der Türkei und im Ausland verübt. Sie bekannte sich zu einem Selbstmordanschlag an der US-Botschaft in der türkischen Hauptstadt Ankara im Februar 2013, bei dem ein Sicherheitsmann getötet wurde.