Neun Schweizer starten heute Samstag zur 103. Tour de France. Im Fokus stehen Mathias Frank, der wie im Vorjahr in die Top Ten fahren möchte, und einmal mehr der bald abtretende Fabian Cancellara.
Nicht nur Cancellara verabschiedet sich von der Tour. Auch für die Schweizer IAM-Equipe ist es mit grösster Wahrscheinlichkeit die letzte Frankreich-Rundfahrt. Noch immer haben die Profis eine kleine Hoffnung, dass Besitzer Michel Thétaz für 2017 doch noch einen Co-Sponsor findet. Mit jedem Tag schwindet aber die Zuversicht.
Um sich für die kommende Saison für einen Vertrag bei einem anderen Team aufzudrängen, sind die neun Fahrer – unter ihnen die Schweizer Frank, Martin Elmiger und Reto Hollenstein – deshalb auf gute Leistungen und Resultate angewiesen.
IAM möchte sich nicht nur mit Frank in Szene setzen. «Wir wollen offensiv antreten in diesem Jahr», sagte Sportdirektor Rik Verbrugghe. Thétaz nannte als oberste Priorität «einen Etappensieg». Wie im Vorjahr liegt der Fokus daneben auf Frank, der nach seinem 8. Rang im letzten Jahr wieder eine Top-Rangierung im Gesamtklassement anstrebt.
Keine optimale Vorbereitung
Die Vorbereitung verlief für Frank nicht optimal. Der 29-Jährige zog sich Anfang Juni eine starke Erkältung zu und musste deswegen die Tour de Suisse nach fünf Etappen abbrechen. «Es geht mir wieder viel besser. Ich fühle mich zu 95 Prozent fit», sagte der Luzerner. «Letztes Jahr bin ich kränker angereist.» Auch 2015 hatte Frank die Tour-Hauptprobe (Dauphiné-Rundfahrt) krankheitsbedingt aufgeben müssen.
Sorgen wegen der suboptimalen Vorbereitung macht sich Frank keine: «Es fehlen mir zwar ein paar Trainingskilometer. Aber das kann gegen Ende der Rundfahrt auch positiv sein.» Zudem sei er aufgrund der Erfahrungen aus dem letzten Jahr ruhiger. «Ich weiss, dass ich es drauf habe, auch wenn ich im Moment nicht genau weiss, wo ich stehe.»
Wichtig seien auch die ersten Etappen, weil der angekündigte Wind und Regen das Rennen schwieriger machen. «Da kann man die Tour schon verlieren», so Frank. Auf sein Terrain, die Berge, geht es erstmals in der 5. Etappe. Der Nottwiler mit derselben Devise ins Rennen wie im Vorjahr, die «lange Tour Tag für Tag» zu nehmen. «Mit diesem Rezept bin ich letztes Jahr gut gefahren.»
Cancellara muss sich gedulden
Etwas länger als Frank gedulden bis zum bevorzugten Terrain muss sich Fabian Cancellara. Denn anders als zum Beispiel letztes Jahr in Utrecht beginnt die Tour diesmal nicht mit einem Prolog. Das lange Einzelzeitfahren findet erst am 13. Renntag gegen Ende der zweiten Woche statt, und das Teilstück in seine Heimat Bern erst am 16. Tag.
Die Chance, einen 30. Tag im gelben Leadertrikot zu fahren, stehen für den Berner vom Team Trek-Segafredo deshalb nicht allzu gut. Das «Maillot jaune» trug Cancellara letztes Jahr, als er in der 4. Etappe schwer stürzte und die Tour verletzt aufgeben musste.
Weil das Rennen in Bern haltmacht, ist er nun noch einmal nach Frankreich zurückgekehrt. Wer Cancellara kennt, der weiss, dass er in seiner Heimat zu gerne mit einem Etappensieg «adieu» sagen möchte. Für Cancellara ist es die elfte Teilnahme an der «Grande Boucle». Öfters startete kein anderer Schweizer jemals zum wichtigsten Radrennen der Welt.
Freiheiten und Helferdienste
Auf einen Etappensieg spekulieren kann zudem wie fast immer an einer Rundfahrt auch Michael Albasini. Der Thurgauer geniesst bei Orica-GreenEdge, das voll und ganz auf Tageserfolge setzt, immer wieder gewisse Freiheiten.
Die anderen Schweizer werden primär Helferdienste verrichten müssen: Gregory Rast für Cancellara, Michael Schär bei BMC für Richie Porte und Tejay van Garderen sowie die beiden Olympia-Teilnehmer Sébastien Reichenbach und Steve Morabito bei FDJ für den Einheimischen Thibaut Pinot.