IKRK-Präsident Peter Maurer begrüsst es, wenn sich die USA und Russland bei ihren Positionen in Syrien annähern. In mehreren Konfliktregionen im Land beobachtete er jüngst eine gewisse Beruhigung.
«Es gibt verschiedene Orte, in denen heute mehr Ruhe herrscht als noch vor einigen Monaten», sagte Maurer in einem Interview, das der «Tages-Anzeiger» und der «Bund» am Dienstag veröffentlichten. Mögliche Gründe dafür seien, dass eine Seite Terrain stabiler besetzt habe, dass lokale Versöhnungsbemühungen zum Tragen kämen, oder dass sich diplomatische Bemühungen zwischen den Mächten positiv auswirkten. «Noch herrscht in Syrien aber keine Ruhe wie in Sumiswald», sagte der Berner.
Der Konflikt in Syrien müsse politische angegangen werden. Dazu brauche es neben Russland und den USA auch Saudi-Arabien, den Iran und die Türkei. Denn humanitäre Probleme könnten nicht durch humanitäre Massnahmen aus der Welt geschaffen werden. Ziel des IKRK sei es, das Verhalten der Kriegsparteien zu ändern. «Die Akteure sollen das Völkerrecht einhalten.»
Maurer war unlängst zum fünften Mal seit Amtsantritt ins Kriegsgebiet nach Syrien gereist. Dort traf er auch mit Präsident Baschar al-Assad zusammen. Dabei seien sämtliche Themen angesprochen worden, die das IKRK beschäftigten: der Zugang zu schwierig erreichbaren Gebieten, der Besuch von Gefangenen, der Respekt des humanitären Völkerrechts durch alle Akteure und die Zusammenarbeit mit dem Syrischen Roten Halbmond.
Chemiewaffen angesprochen
Auch der Chemiewaffeneinsatz kam zur Sprache. Über Details der Unterredung schwieg sich Maurer aus. «Mit syrischen Vertretern führen wir offene Gespräche, die es uns immer erlaubt haben, eine namhafte Operation in diesem schwierigen Umfeld zu unterhalten.»
Der Syrien-Konflikt hatte im Frühjahr 2011 mit zunächst friedlichen Protesten gegen Assad begonnen. Seither wurden mehr als 320’000 Personen bei den Kämpfen getötet und Millionen Syrer in die Flucht getrieben.