Am Vorabend ihres Treffens mit US-Präsident Donald Trump hat die britische Premierministerin Theresa May die USA vor einer zu grossen Nähe zu Russland gewarnt. «Sich einlassen, aber in Acht nehmen», empfahl sie den Republikanern bezüglich einer Annäherung an Moskau.
Der neue US-Präsident Trump hatte sich in den vergangenen Monaten wiederholt positiv über den russischen Präsidenten Wladimir Putin geäussert und für eine engere Bindungen an Russland plädiert. In seiner Republikanischen Partei rief er damit teils massive Kritik hervor.
May, die Trump am Freitag als erste ausländische Regierungschefin nach dessen Amtseinführung trifft, betonte bei einer Rede in Philadelphia zugleich die Bedeutung internationaler Organisationen wie der NATO, der UNO und der Weltbank. «Die Vereinten Nationen müssen reformiert werden, aber sie bleiben grundlegend», sagte May. Die NATO nannte sie einen «Eckpfeiler der Verteidigung des Westens».
Angesichts von Trumps Ankündigung, die USA würden nicht länger für die Verteidigung und den Schutz anderer NATO-Länder zahlen, mahnte die Premierministerin die Mitgliedstaaten des Bündnisses zugleich, ihrer Rolle gerecht zu werden.
«Sie sollten das Bündnis nicht untergraben, dass uns stark erhält, indem sie es versäumen (ihre Verteidigungsausgaben) aufzustocken und ihre Rolle zu spielen», sagte May. US-Medienberichten zufolge erwägt Trump auch, die US-Finanzbeiträge an die Vereinten Nationen drastisch zu kürzen.
Besondere Beziehung
May betonte zudem die besonderen Beziehungen der USA und Grossbritanniens zueinander. Für ihr Bekenntnis zur historischen «Special Relationship» zwischen beiden Ländern wurde sie von den republikanischen Abgeordneten mit stehendem Applaus bedacht.
«Wir – unsere beiden Länder zusammen – haben eine gemeinsame Verantwortung zu führen», sagte May. Insbesondere mit Blick auf China fügte die Premierministerin hinzu, wenn sich die USA und Grossbritannien zurückzögen, während andere Länder noch vorn drängten, sei das «schlecht für Amerika, für Grossbritannien und die Welt».
Für Handelsabkommen
May warb auch für ein bilaterales Freihandelsabkommen beider Länder. «Dies ist eine unserer ersten Prioritäten», sagte May in Philadelphia. «Ein gemeinsames Freihandelsabkommen muss für beide Seiten funktionieren und beider Interessen berücksichtigen.»
«Und es muss denen dienen, die sich allzu oft zurückgelassen fühlten von der Globalisierung», betonte die Premierministerin, deren Land dabei ist, die EU zu verlassen und nun neue Wirtschaftskooperationen sucht.
Donald Trump hatte zuvor deutlich gemacht, dass er von multilateralen Handelsabkommen nichts hält und stattdessen auf zwischenstaatlicher Ebene verhandeln will. «Man kommt nicht mehr raus, das ist wie Treibsand», sagte er in Philadelphia.