Russland weitet seine Sanktionen gegen unliebsame Nationen aus. Am Donnerstag blieb die populäre McDonald’s-Filiale am Puschkin-Platz in Moskau geschlossen. Der Fast-Food-Riese gerät damit zwischen die Fronten der Weltpolitik
Es ist eines der am besten besuchten McDonald’s-Restaurants auf der ganzen Welt – doch am Donnerstag blieb die Filiale am Moskauer Puschkin-Platz geschlossen. Offiziell, weil die staatliche Lebensmittelaufsicht Bedenken hat und die Konsumenten schützen will. De facto, weil Russland sich wegen der Krise in der Ukraine mit dem Westen verkracht hat. McDonald’s, Sinnbild der amerikanischen Lebensart, ist offenbar zwischen die Fronten geraten.
Die russischen Behörden schlossen am Mittwochabend vier Filialen in der Hauptstadt. Eine davon, die am Puschkin-Platz, war die erste überhaupt in der untergehenden Sowjetunion. Sie wurde im Januar 1990 eröffnet. 30’000 Menschen standen dort damals Schlange, um einmal in einen Burger zu beissen.
Am Donnerstagmorgen scheinen die meisten schon Bescheid zu wissen. Nur ein paar Unwissende rütteln an den Glastüren, bis sie dann das einfache Papierband mit dem Siegel der Konsumentenschutzbehörde Rospotrebnadsor bemerken.
Rentner Iwan hat sich auf der Terrasse niedergelassen. Auf die Frage, warum McDonald’s geschlossen sei, sagt er: «Sie kommen wohl nicht von hier, oder?» Klar, vielleicht gebe es hygienische Probleme, «aber ich glaube, das hat was mit den Sanktionen zu tun. Was soll man machen? Wir haben Krieg.»
«Verstösse gegen Lebensmittelaufsicht»
Die Lebensmittelaufsicht begründet die Schliessung der Filialen mit «zahlreichen Verstössen gegen die Hygienevorschriften». McDonald’s droht eine Strafe von mehr als 10’000 Euro und eine Schliessung der betroffenen Filialen von bis zu 90 Tagen.
Das Unternehmen hält sich zurück und teilt lediglich mit, es prüfe die Beschwerden der Lebensmittelaufsicht und strebe an, die Filialen so schnell wie möglich wieder öffnen zu können. Oberstes Ziel seien «sichere Qualitätsprodukte».
Das ist offenbar nicht das Ziel der russischen Behörden. Seit der Verschlechterung der Beziehungen zum Westen wegen der Lage in der Ukraine verboten sie eine Reihe von Produkten aus Ländern, die sich besonders unbotmässig verhalten hatten.
Bann auf Lebensmittel
Mit einem Bann belegt wurden so Milch, Käse und Zwiebeln aus der Ukraine, Pfirsiche aus Griechenland, Pflaumen aus Serbien, Äpfel und Kohl aus Polen, Fleisch aus Spanien. Erst Anfang August, als Moskau ein Importverbot für eine ganze Reihe von Lebensmitteln aus den USA und der EU erliess, nannte der Staat die Sanktionen des Westens als Grund.
McDonald’s war bislang nicht betroffen. Der US-Konzern bezieht fast alle seine Zutaten wie Rindfleisch, Brötchen oder Salat von russischen Erzeugern. Zum Verhängnis wurde dem Unternehmen aus den Vereinigten Staaten wohl eher seine hohe Symbolkraft. Die Filiale am Puschkin-Platz ist wegen des Andrangs 1990 bekannt, eine andere, am Mittwochabend geschlossene, liegt im Schatten der Mauern des Kreml auf dem Manegenplatz.
Burger King nicht in Gefahr
Und Moskau könnte noch weitergehen: Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete am Donnerstag, die Behörden kontrollierten auch McDonald’s-Filialen im Ural und im europäischen Teil Russlands. In der kommenden Woche sei die Region Krasnodar im Süden dran.
Burger King, der ewige Rivale, scheint übrigens nicht in Gefahr. Sein Geschäft in Russland gehört fast zur Hälfte der Bank VTB. Das grösste russische Geldinstitut ist fest in staatlicher Hand.