Die Eltern des 2012 in Syrien entführten US-Journalisten Austin Tice haben einen Aufruf für seine Freilassung gestartet. Noch diesen Monat würden viele grosse Medien die Forderung «#FreeAustinTice» (Befreit Austin Tice) auf ihren Websites platzieren.
«Nach fast zweieinhalb Jahren haben wir das Gefühl, dass wir alle wissen lassen müssen, dass unser Sohn vermisst wird», sagte die Mutter des 33-jährigen Kriegsreporters, Debra Tice, bei einer Pressekonferenz mit der Organisation Reporter ohne Grenzen am Donnerstag (Ortszeit) in Washington.
Ihr Mann Marc Tice sagte, die Umstände der Gefangennahme seines Sohnes seien «immer noch in einem hohen Masse ein Rätsel für uns». Der freiberufliche Journalist war am 14. August 2012 in der Nähe von Damaskus entführt worden.
Es wird nicht davon ausgegangen, dass die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ihn in ihrer Gewalt hat. Der IS hatte in den vergangenen Monaten mehrere entführte westliche Journalisten ermordet, zuletzt im Januar den Japaner Kenji Goto.
Echtheit von Video nicht verifiziert
Marc Tice sagte, die vorliegenden Informationen legten nahe, dass sein Sohn von einer syrischen Organisation «in der einen oder anderen Form» gefangen gehalten werde. Nach seinem Verschwinden war ein Video aufgetaucht, in dem offenbar Austin Tice mit verbundenen Augen zu sehen ist.
Damals hatten US-Behördenvertreter gesagt, sie könnten die Echtheit des Videos nicht verifizieren, es sei aber wahrscheinlich, dass Tice in der Gewalt der syrischen Führung unter Präsident Baschar al-Assad sei.
Tices Eltern hielten sich in Washington auf, um sich an einer von US-Präsident Barack Obama angeordneten Überprüfung der US-Politik im Umgang mit Geiselnahmen im Ausland zu beteiligen. Er sei «erfreut» über dieses Angebot der US-Regierung, sagte Marc Tice.
Seine Frau bezeichnete es als «erschreckend», dass es in den USA keine Behörde oder andere Institution gebe, die ausschliesslich mit der Aufgabe befasst ist, «die sichere Rückkehr von Geiseln» zu bewerkstelligen.
Bessere Kommunikation gefordert
In einem Meinungsbeitrag in der «Washington Post» hatten die Eltern von Austin Tice die US-Regierung ausserdem aufgefordert, «besser mit den Familien der vermissten und entführten Journalisten zu kommunizieren».
Austin Tice arbeitete für grosse US-Medien wie das Verlagshaus McClatchy News, die Zeitung «Washington Post» und den Fernsehsender CBS, aber auch für die britische BBC und die Nachrichtenagenturen AFP und Associated Press. Für seine Arbeit als Kriegsreporter wurde er mehrfach ausgezeichnet.
Syrien ist nach Angaben von Reporter ohne Grenzen der gefährlichste Ort für Journalisten. In dem Bürgerkriegsland wurden demnach bereits hunderte Reporter festgenommen, entführt oder getötet.