Der FC Wil verkündet an seiner GV für die Saison 2015/16 einen Verlust von 10,5 Mio. Franken, der allerdings durch ein zinsloses Darlehen der türkischen MNG-Investorengruppe gedeckt wird.
Entsprechend gab es gegen diese Rechnung kaum Opposition. Noch am Montag um die Mittagszeit entliess der FC Wil seinen Trainer Martin Rueda. Unter dem früheren Internationalen hatten sich die ambitionierten Ostschweizer in der Challenge League auf Leader FC Zürich einen Rückstand von 22 Punkten eingehandelt. Nachdem die Klubführung die Trennung vom wichtigsten Angestellten im sportlichen Bereich unverzüglich kommuniziert hatte, drangen die Fakten der abendlichen Generalversammlung der FC Wil 1900 AG nur mit dem Tropfenzähler an die Öffentlichkeit. Medien waren an der GV nicht zugelassen, der Verein informierte mittels Communiqué erst am Dienstagabend, 24 Stunden nach der Versammlung in der Business-Lounge der IGP Arena.
Die Zahlen, welche den Aktionären präsentiert worden sind, haben es in sich. Es geht um das Geschäftsjahres der letzten Saison (1. Juli 2015 bis 30. Juni 2016), welche nicht mit dem angestrebten Aufstieg in die Super League geendet hatte. Es war das erste Jahr unter den türkischen Investoren der MNG-Gruppe um Mehrheitsaktionär Mehmet Nazif Günal. Der Verlust belief sich in dieser Zeit auf fast 10,5 Millionen Franken – Verlust oder Investition, je nach Sichtweise. Rund 80 Prozent dieser Investitionen entfielen auf die Personalkosten der ersten Mannschaft. Viel Geld floss auch in die Infrastruktur.
Wie an der GV erklärt wurde, fiel der Verlust sogar etwa 400’000 Franken weniger hoch als budgetiert aus. Er ist gedeckt durch ein zinsloses Darlehen in Höhe von 11,45 Millionen Franken, gewährt von der MNG-Gruppe. Daher seien «nicht allzu viele kritische Voten vorgebracht» worden, wie das «St. Galler Tagblatt» am Dienstag schrieb. Und: Die Aktionäre hätten «mit einem guten Gefühl den Saal verlassen».