Rund drei Jahre nach der Öl-Verseuchung ihrer Dörfer haben mehr als 11’000 Nigerianer den Ölkonzern Shell auf Entschädigung verklagt. Ihre Anwälte reichten am Freitag vor dem Obersten Gericht in Grossbritannien Klage gegen das britisch-niederländische Unternehmen ein.
Zuvor war der Versuch einer aussergerichtlichen Einigung gescheitert. Die Verseuchung wurde durch zwei Lecks in Ölpipelines im Niger-Delta verursacht. Bei den meisten Klägern handelt es sich um Fischer, die angesichts der Umweltkatastrophe ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können.
Das nigerianische Tochterunternehmen von Shell räumte bereits ein, für das Auslaufen von rund 4000 Barrel Öl im Jahr 2008 verantwortlich zu sein. Der Konzern weist aber die Darstellung der für die Betroffenen tätigen Anwaltskanzlei Leigh Day zurück, wonach damals 500’000 Barrel Öl ausgetreten seien.
Weitere Lecks in den Pipelines sollen vielmehr durch das Anzapfen der Leitungen durch die Bevölkerung verursacht worden sein. Der Ölkonzern zweifelt ausserdem an, dass in dem Fall britische Gerichte überhaupt zuständig sind.
Das westafrikanische Nigeria ist der grösste Ölproduzent in Afrika. Die Umwelt im Nigerdelta ist nach mehr als 50 Jahren Ölförderung extrem verschmutzt. Die UNO hatte vergangenes Jahr erklärt, dass die Säuberung der Region möglicherweise die umfangreichste und längste Reinigungsaktion aller Zeiten werden könnte.
In dem Erdölfördergebiet im Süden des Landes leben rund 30 Millionen Menschen. Ihre Lebenserwartung liegt bei 40 bis 45 Jahren, im Rest des Landes ist sie zehn Jahre höher.